Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_06-Juni.pdf
- S.12
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Wichtig ist, dass die neuen technischen
Möglichkeiten genützt werden und wir aus
der Erfahrung das weiter entwickeln
wollen.
Ein Thema ist die Gebäudedichtheit. Das
ist etwas, was bis jetzt relativ unbedacht
geworden ist. Dazu braucht es neue
Technik bzw. eine neue Fenstertechnik,
wo zum Teil auch noch die Industrie in den
Kinderschuhen steckt. Wir haben praktisch
keine Vorbilder, obwohl wir uns diesbezüglich viel angeschaut haben. Es ist
jedoch im mehrgeschossigen Bereich in
dieser Größenordnung kein Vorbild
vorhanden, dem wir nacheifern könnten.
Die große Herausforderung ist, dass das
Planungsteam ineinander greift. Der Wille
des Bauträgers über das Wissensspektrum des Architekten, aller Sonderplaner,
Statiker, Ausschreiber, Bauaufsicht,
Hausverwaltung und Wartung. Hier geht
nichts mehr mit Outsourcen und Generalunternehmer. Wenn das nicht mit sehr
versierten Leuten, die schon von Beginn
an dabei sind, in einer Hand ist, dann ist
der Standard schon kaputt.
Ich habe schon die Produzenten mit
geeigneten Produkten, gerade am
Fenstersegment, erwähnt. Die bauausführenden Firmen brauchen dieses Knowhow. Das ist nur mit einem sehr hohen
Wissensstand möglich. Wir schätzen die
Mehrkosten zwischen 6 % und 10 %. Die
Wohnbauförderung Tirol bezuschusst dies
ab dem 1.1.2007. Wir sind schon ein
bisschen stolz, dass wir die Baueinreichung wenige Wochen nach Inkrafttreten
dieser Richtlinien gemacht haben, um
auch den Zielen der Tiroler Wohnbauförderung nachzukommen.
Wir machen aber keine Luftheizung wie
bei den Projekten "Wohnen am Lohbach"
und am Mitterweg, wo man natürlich
Nutzertechnik braucht, die am Anfang zu
gewissen Reibungsverlusten geführt hat.
Die Energie wird über die Fußbodenheizung geliefert und der Abluft wird die
Wärme entzogen. Damit wird die Frischluftzufuhr vorgeheizt. Wir rechnen uns hier
für die Nutzer einen großen Vorteil aus.
Durch den Passivhausstandard wird der
Nutzer von den Energiepreisschwankungen relativ unabhängig. Die Bewohnerinnen bzw. Bewohner Am Lohbach und am
GR-Sitzung 28.6.2007
Mitterweg merken das nur indirekt. Die
Verdoppelung von Öl und Gas spüren sie
in weiten Strecken überhaupt nicht. Das
Passivhaus bietet eine größere Behaglichkeit, weil die Wände und die Luft die
gleichen Temperaturen bieten. Eine
Schimmelbildung ist damit auch ausgeschlossen.
Die "Neue Heimat Tirol" Gemeinnützige
Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft
GesmbH (NHT) möchte mit dem Projekt
am Lodenareal in der "ersten Liga"
mitspielen. Wir möchten ein Best-practiceBeispiel in einem sehr großen Umfang
bieten und auch hier helfen, einen
Standard zu gebären, wo ein großer
Bauträger als erster anfangen muss. Dies
so, wie bei den Projekten "Wohnen am
Lohbach" und Mitterweg, wo nachher
dieser Standard mit Hilfe der Wohnbauförderung auch für die Nutzer leistbar wird
und wir die Energiekosten einigermaßen in
den Griff bekommen werden. (Beifall von
allen Seiten)
Bgm. Zach: Das war jetzt ein wenig
bürokratisch, aber dahinter steckt eine
Menge praktische Erfahrung. Viele
Mitglieder des Gemeinderates beschäftigen sich mit dieser Thematik. Ich ersuche
nun Prof. Dr. Lugger die eine oder andere
Frage zu beantworten.
GR Dr. Waibel: Auf der Innsbrucker
Messe wurde das Beispiel von Telfs
vorgestellt. Unter anderem wurden auch
Passivwohnhausstil - Mietwohnungen
dargelegt. Dort gibt es die Problematik,
dass ein Teil der Mieterinnen bzw. Mieter
mit dem Konzept überhaupt nicht zurechtkommt. Dadurch wird das Konzept quasi
ad absurdum geführt.
In diesem Zusammenhang wurden Zahlen
genannt, dass bis zu 50 % der Mieterinnen
bzw. Mieter sich eigentlich nicht an das
Konzept halten. Wie sind, Prof. Dr. Lugger, Ihre Erfahrungen damit?
Prof. Dr. Lugger: Aus diesem Grund
gehen wir von der Energiezufuhr über die
Luft ab und heizen über die Fußbodenheizung. Die Luftzirkulation hindert die
Schimmelpilzbildung und hier wird etwas
Wärme entnommen. Das ist die kontrollierte Wohnraumentlüftung im klassischen
Sinn.