Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 2008_04-April.pdf
- S.31
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eine Verbesserung der Situation der
nördlichen Anrainer mit sich.
GRin Dr.in Krammer-Stark: Um es gleich
vorweg zu nehmen, obwohl wir Innsbrucker Grünen eigentlich gegen neue
Heimbauten sind, stimmen wir dem
Bebauungsplan zu. Ich möchte aber
grundsätzlich ein paar Dinge sagen, denn
wir stimmen mit großem Bauchweh zu.
Es wird sehr viel Geld in die Hand
genommen, um bessere Verhältnisse zu
schaffen und ein wunderschönes neues
Gebäude zu bauen, das ist unbestritten.
Zudem ist auch besonders positiv
hervorzuheben, dass das vierte Obergeschoss für Demenzerkrankte besonders
genutzt werden soll, wo diese nach ihren
besonderen Bedürfnissen auch betreut
werden sollten. Trotzdem ist es damit mit
dem Positiven an diesem Wohnheim für
uns auch schon wieder vorbei, denn es
wird immer noch ein Heim nach Prinzipien
gebaut, die den Ansichten der Innsbrucker
Grünen einfach widersprechen.
Wir wollen endlich auch die Schaffung von
dezentralen Strukturen in der Altenarbeit,
so wie es in der Behindertenarbeit schon
ganz lange erkämpft worden ist. Es sollten
nicht viele alte Menschen an einem Ort in
solchen Alten-Ghettos zusammen leben
müssen. Auch wenn die Ghettos das
Niveau von Vier-Sterne-Hotels haben,
180 alte, pflegebedürftige Menschen an
einem Fleck sind einfach unnatürlich. Wer
möchte von Ihnen allen, uns eingeschlossen, auf einer Station leben und alt
werden, anstatt in seinen eigenen vier
Wänden zu leben.
Ich sage das heute nicht zum ersten Mal,
sondern wahrscheinlich zum zehnten Mal.
(Bgm.in Zach: Deshalb muss nichts
Richtiger werden.)
Eine Freundin von mir, die selber in einem
Altenheim arbeitet, hat gerade kürzlich zu
mir gesagt, dass sie schon in ein Heim
gehen würde, aber sie müsste ihren Mann
mitnehmen, der einen Garten und eine
Werkstatt benötigt, welche er in einem
Heim nicht mehr haben würde. Auch alte
und pflegebedürftige Menschen möchten
in ihrer eigenen natürlichen Umwelt alt
werden und vielleicht dort auch sterben
können.
GR-Sitzung 24.4.2008
Insofern würden wir uns wünschen, wenn
schon Heime gebaut werden, dass sie
nach innen wenigstens anders gestaltet
werden, dass man sich mehr um das
Zusammenleben kümmert, weil man sich
seine Nachbarn meistens nicht aussucht,
sondern mit anderen Leuten zusammenwohnt, die man vorher jahrzehntelang
nicht gekannt hat.
So könnte man z. B. statt Stationen, Hausoder Wohngemeinschaften auf den
Stockwerken einrichten.
(GR Ing. Krulis: Was hat denn, das mit
dem Bebauungsplan zu tun?)
Das sind grundsätzliche Dinge, die ich hier
anmerken möchte. Das ist die letzte
Gelegenheit, die ich nutzen möchte. Es
liegt schon lange ein Antrag von mir, eine
Hausfrau einzustellen oder eine Hauswirtschafterin zu bestellen, die sich mit ihrem
Team um das Zusammenleben kümmert.
Das ist für das zukünftige Heim am
Hofgarten auch wichtig.
Das wäre auch kein Experiment mit
Risiko, sondern dieses gibt es bereits in
der Stadt Bregenz. Falls der Ausschuss
für soziale Daseinsvorsorge, der jetzt
schon sehr lange nicht mehr getagt hat,
wieder einmal einberufen wird, könnte
man sich das auch vor Ort ansehen.
Ich möchte die Gelegenheit nicht auslassen und noch einmal auf die Wiederbesiedelungspläne des Hauses B des Heimes
am Hofgarten eingehen, wo das letzte Mal
die Debatte zu meiner dringenden Anfrage
nicht eröffnet wurde, obwohl die Empörung ziemlich groß war. Heute Vormittag
habe ich den Klubobleuten und den
Mitgliedern des Seniorenausschusses und
des Ausschusses für soziale Daseinsvorsorge einen Brief mit einer Studie zukommen lassen, wo sozusagen die Befürchtung, dass diese Wiederbesiedelung unter
Umständen auch Menschenleben kosten
wird, eine unzumutbare Belastung
körperlicher und seelischer Natur für die
Leute bedeutet, die zwei Mal innerhalb
eines Jahres umgesiedelt werden sollen.
Ich würde Sie dringend bitten, von diesen
Plänen Abstand zu nehmen. Diese
Belastung in körperlicher und seelischer
Hinsicht gegen kostentechnische oder
organisatorische Gründe aufzurechnen, ist
einfach unhaltbar.