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Jahr: 2008

/ Ausgabe: 2008_05-Mai.pdf

- S.38

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- 467 -

Meine Mutter hat in ihrer Heimatgemeinde
und in den umliegenden Dörfern von
Birgitz betteln gehen müssen, damit wir
Kinder genug zu essen haben. Wir haben
uns immer sehr gefreut, wenn sie mit
einem prallen Rucksack und mit vollen
Taschen nach Hause gekommen ist, da es
oft so war, dass wir nicht ausreichend
verpflegt wurden.
Der Begriff Armut hat sich sehr geändert
und er wird heute leider parteipolitisch
missbraucht. GRin Dr.in Waibel hat gesagt,
dass Armut heute als mathematische
Größe definiert wird. Das heißt, wenn die
Sozialhilfe oder das Einkommen aller
doppelt so hoch sein würde, hätten wir
trotzdem immer Armut, weil sie als
statistische Größe in Abhängigkeit vom
Durchschnittseinkommen definiert wird.
Ich darf feststellen, dass wir ein sehr
dichtes soziales Netz in der Stadt Innsbruck bzw. im Land Tirol haben. Es ist
also bei weitem nicht so dramatisch, wie
es hier dargestellt wird. Unbeschadet der
Äußerung von StRin Dr.in Pokorny-Reitter,
haben wir ein entsprechendes Niveau
aufgrund einer sehr vorsorglichen und
nachhaltigen Wirtschaftsführung im Land
Tirol, weil wir nie eine entsprechende
Schuldenpolitik betrieben haben.
Wenn ich mir das Sozialhilfegesetz bzw.
das Grundsicherungsgesetz ansehe, dann
ist es zweifellos eines der besten von allen
Bundesländern, weil die übrigen Bundesländer meistens einen Pauschalbetrag für
den Lebensunterhalt und fürs Wohnen
haben. Ich glaube, außer Vorarlberg, sind
wir das einzige Bundesland, wo Wohnen
und Unterhalt getrennt sind. Das kommt
natürlich den Bedürfnissen unserer
Bürgerinnen bzw. Bürger sehr entgegen.
Das heißt, dass die tatsächlichen Wohnungskosten gesondert finanziert werden.
Was die Anmerkung, dass sich die älteren
Menschen nicht trauen zur Mag.-Abt. II,
Soziales, zu gehen, anbelangt, ist zu
sagen, dass wir nicht viele ältere Menschen haben, die zum Amt Soziales
kommen. Die älteren Menschen sind
bescheiden und kommen in den allermeisten Fällen mit ihrer Pension, auch wenn
sie eine Mindestpension haben, relativ gut
zurecht.

GR-Sitzung 15.5.2008

Der Anteil jener, die sehr fordernd zur
Mag.-Abt. II, Soziales, kommen - das sind
sehr junge Menschen, die arbeitsfähig
sind und sagen, dass ihnen dies und jenes
zusteht -, ist aufgrund eines unglaublichen
Anspruchdenkens, das sich in unserer
Gesellschaft entwickelt, zunehmend. Der
Tiroler Sozialmarkt ist neben der Grundsicherung ein Mosaikstein des gesamten
Leistungspaketes unserer Stadt. Wir
haben den Grundsicherungsfonds, der
entsprechende Hilfestellungen gibt.
In der Stadt Innsbruck haben wir auch
Einzelhilfen, die durchaus beträchtlich
sind. Ich erhalte pro Jahr mehr als tausend
Briefe von Sozialbedürftigen und habe in
der Vergangenheit jeden einzelnen dieser
Briefe gelesen. In letzter Zeit habe ich eine
Mitarbeiterin, die diese Arbeit verrichtet.
Wir machen im Gegensatz zu den
statistischen Größen praktisch dadurch
Feldstudien. Wir sehen viele einzelne
Fälle und kennen auch die Entwicklung in
dieser Stadt. Es gibt Hilfestellungen von
vielen sozialen Organisationen, wie die
Caritas der Diözese Innsbruck, Licht ins
Dunkel usw.
Ich erlebe es immer wieder, wenn jemand
in Not ist oder vor einer Delogierung steht,
wie dann Briefe vom Bundespräsidenten
herunter an alle verschiedenen Organisationen ausgeschickt werden. Es ist
erstaunlich, dass es hier auch Meister im
organisieren von Geld von den verschiedensten Hilfsorganisationen gibt. Hier
haben wir auch ein dichtes Netz, nicht nur
von staatlichen, sondern auch von vielen
privaten Einrichtungen, wo den Menschen
geholfen wird. Dieser Tiroler Sozialmarkt
ist eine von vielen Einrichtungen.
Es ist auch nicht so, dass die Wirtschaft
das abgibt, was kurz vor dem Ablaufdatum
ist, sondern es gibt durchaus Betriebe, die
weit darüber hinaus Lebensmittel, wie
frische Milch, frisches Brot usw. zur
Verfügung stellen. Diese Unternehmen
machen das nicht mit großem "Hallo" und
"großer Werbung" und deshalb tut man
vielen Unternehmungen unrecht. Ich
glaube, es ist ein wichtiger Beitrag für
Menschen, die an und für sich relativ
bescheiden leben müssen und sich
dadurch, dass sie billig einkaufen können,
vielleicht das eine oder andere "Luxusgut"