Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_08-Oktober.pdf
- S.29
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den Andreas Hofer nicht so, wie es
wahrscheinlich manch andere tun, denn
wir sehen ihn durchaus kritisch. Das ist
wirklich Geschichte, das ist Vergangenheit
und war die Ausgangsbasis für dieses
Museum, das am Bergisel entstehen wird.
Wir haben begonnen, unsere Meinung zu
überarbeiten und zu ändern. Am
16.4.2007 war Dr. Wolfgang Meighörner
bei uns im Klub. Wir haben damals dieses
Kurzkonzept von ihm noch nicht bekommen, aber er hat uns das plausibel
vermitteln und eindrucksvoll sagen
können. Dr. Wolfgang Meighörner steht für
uns als Proponent dafür, dass es nicht
diesen alten historischen "Abklatsch" gibt,
der am Anfang schon da gewesen ist.
Wir werden dieser Finanzierung, die im
Übrigen, wenn man sie wirtschaftlich
betrachtet - Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger hat das bereits ausgeführt - für die
Stadtgemeinde Innsbruck keine schlechte
Geschichte ist, zustimmen. Ich freue mich
schon, dass am Bergisel hinsichtlich der
Entwicklung noch einiges weitergehen
wird.
Für jemanden, der so kulturbeflissen wie
StRin Mag.a Schwarzl ist, wird es sehr
schmerzhaft sein, wenn man zu wenig
eingebunden wird. Wir alle wissen nicht
bis ins letzte Detail über alles genau
Bescheid und deshalb würde ich Dich
doch darum bitten, nicht in den Fehler zu
verfallen und zu sagen, dass das Pferd
von hinten aufgezäumt wurde und man
alles ganz anders machen sollte. Wir
sollten heute dieser Chance den Weg
ebnen und kritisch auf die Weiterentwicklung achten. (Beifall)
GR Mag. Fritz: StRin Dr.in Pokorny-Reitter
hat mir gerade ein Stichwort gegeben. Es
ist nicht so, dass ich jetzt beleidigt wäre,
weil mich jemand zu wenig gefragt hätte,
wie ich mir dieses Museum gerne vorstellen würde. Ich habe das Problem mit
dieser Geschichte, dass das, was ich
bisher an Konzepten gehört habe, für mich
kein Grund für € 17 Mio ist.
Wir haben heute von einem Raum, der
das Phänomen Tirols sein soll, gehört. Ich
bitte mir zu sagen, was dieses Phänomen
Tirol ist. Das Phänomen Tirol ist wahrscheinlich die Einbildung mancher Tiroler,
dass Tirol einzigartig auf der Welt ist. "Tirol
GR-Sitzung 18.10.2007
isch lei oans"; meno male sagen sie in
Südtirol. Gott sei Dank, denn zwei davon,
wären nicht zum aushalten.
Dieser Glaube an die Tiroler Einzigartigkeit ist vielleicht ein Phänomen, über das
man diskutieren kann und soll, aber ob
das mit diesem Museum so gedacht ist,
wie es wünschenswert wäre, habe ich
meine Zweifel. Ich würde schon gerne
haben, wenn man daran erinnert, dass zu
dieser Tiroler Einzigartigkeit auch gehört,
dass unsere Freiheitskämpfer anlässlich
der Wiederholung des Herz-Jesu-Gelübdes an den Kaiser petitioniert haben,
gefälligst die Religionsfreiheit für die
Protestantinnen bzw. Protestanten wieder
abzuschaffen. Wenn wir in der gebotenen
Ausführlichkeit darüber reden, dass das
ein Spezifikum - und zwar ein durchaus
charakteristisches - des Phänomens Tirol
und der Tiroler Einzigartigkeit ist, hätte ich
kein Problem mit diesem Museum. In den
bisher geschilderten Konzepten kommt
das nicht so richtig vor.
Wenn ich von StRin Mag.a Oppitz-Plörer
vom Tiroler Landlibell bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
(EGMR) höre, ist auch schon wieder ein
Tiroler Missverständnis da. Man könnte
übrigens schon in Geschichtsbüchern auch wenn GR Kritzinger hier misstrauisch
ist - nachlesen, dass es Dokumente wie
das Tiroler Landlibell in dieser Zeit quer
durch Europa fast wie Sand am Meer
gegeben hat.
Das Tiroler Landlibell war nicht so etwas
Einzigartiges und im Übrigen war nachher
jahrhundertelang fast ein Streit zwischen
Tirol und der kaiserlichen Bürokratie, wo
die Tiroler das Tiroler Landlibell hochgejubelt haben, um dem zwangsweisen
Militärdienst unter dem Kaiser zu entgehen. Die kaiserliche Bürokratie hat sich
immer darüber ausgelassen, dass die
Tiroler zwar auf den Landlibell beharren,
aber wenn die Kerle wirklich einmal zu
einem Kriegseinsatz zusammenkommen
müssen, dann sind sie undiszipliniert, feig
und laufen davon. Das steht auch in den
Geschichtsbüchern zur spezifischen Rolle
des Tiroler Landlibells.
Ich sage das jetzt bewusst so zugespitzt,
weil ich nachweislich ein geborener
Innsbrucker bin und mir niemand mit dem