Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_27_protokoll_ges.pdf
- S.21
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Deutlich wichtiger ist aber, dass wir die sozialen Aspekte nicht aus den Augen verlieren,
weil die Klimakrise bestehende Ungerechtigkeiten noch massiv verstärken wird. Global, aber eben wieder auch hier in Innsbruck. Das heißt, Fragen wie: Wer kann
sich eigentlich eine sanierte Wohnung leisten und wer nicht? Wessen Arbeit wird unter
den dann herrschenden Bedingungen gesundheitsgefährdend? Wer leidet eigentlich
unter den Teuerungen, wenn die Klimakrise
und Extremwetter die Lebensmittelversorgung einschränken? Das sind Fragen, die
wir uns stellen müssen.
Neben den technischen Lösungen liegt jetzt
der Fokus darauf, dass wir die Ungerechtigkeit in der Stadt bestmöglich abbauen und
ein soziales Klima schaffen, in dem Solidarität wieder an oberster Stelle steht. Wir segeln in extrem unruhige Gewässer und eine
Ungerechtigkeit wird uns da sicherlich nicht
weiterhelfen.
Zusammengefasst brauchen wir so schnell
wie möglich diesen Klimaneutralitätsfahrplan und müssen alle Hebel in Bewegung
setzen, um auf Kurs zu kommen und ihn zu
halten. Parallel dazu müssen wir uns für einen gerechteren und solidarischeren Weg
hier in Innsbruck einsetzen. Machen wir es
gemeinsam! Vielen Dank.
GR Tomaselli: Danke an die GRÜNEN für
dieses wichtige Thema. Es ist ein Thema,
das uns alle betrifft: Die Frage handelt vom
Klimaschutz und den Maßnahmen, die wir
als Stadt ergreifen können. Ich darf dazu
aber auch meine eigene Ratlosigkeit beichten, indem ich diese Frage zu Beginn gestellt hatte. Mich beschäftigen Fragen zum
Klimaschutz schon seit mehr als 30 Jahren.
Jetzt, wo es darauf ankommt hier im Gemeinderat etwas Gescheites zu sagen, bin
oder war ich ratlos. Aber warum?
Weil zumindest für mich in dem Thema zur
Aktuellen Stunde gleich so viele andere Fragen stecken, die schnelle, einfache Antworten gar nicht zulassen. Was bedeuten diese
versteckten Recherchen? Was heißt es, auf
Kurs zu bleiben? Das sollte doch eigentlich
gar keine Frage mehr sein, oder? Nachdem
aber global gesehen Business as usual einfach weitergeht, scheint es mir fast so, als
ob auf einer gewissen Ebene diese Frage
doch noch im Raum steht. Monat für Monat
GR-Sitzung 27.03.2025
neue Rekordtemperaturen erzeugen leider
viel zu wenige Reaktionen.
Der Klimawandel durch den Treibhauseffekt
hat hier einfach zu wenig Salienz. Warum
ist das so? Das können wir jeden Tag in
den wichtigsten tagespolitischen Nachrichten lesen - aus meiner Sicht zumindest zwischen den Zeilen. Das sind keine kommunalpolitischen Themen. Was will ich damit
sagen? Es wird ohnedies blockiert. Seit
50 Jahren wird gebremst. ExxonMobil
wusste schon seit den 70er-Jahren, dass
der Ausstoß von Treibhausgasen die globale Erderwärmung als Folge haben wird.
Trotzdem haben sie Millionen für die Klimawandellösung ausgegeben. Bis heute.
Und Innsbruck? Haben wir auch gebremst?
Grenzen wir ein? In Innsbruck haben wir
vielleicht nicht aktiv beschränkt, aber wir haben uns manchmal nicht mit der nötigen
Geschwindigkeit den Herausforderungen
als Weltstadt und als Universitätsstadt gestellt. Klimaschutz darf nicht als isoliertes
Thema gesehen werden. Es ist das Ergebnis einer globalen Dynamik, die auf Wachstum und unbegrenzte Ressourcen setzt. Klimaschutz ist mehr als ein einzelnes Thema.
Er betrifft unser gesamtes Denken über das
Wachstum der Städte, der Wirtschaft und
auch unseres Konsumverhaltens.
Es geht also in Wahrheit um die Grenzen
des Wachstums und um die Frage, wie wir
die exponentiellen Steigerungen und die
Zinssystemeffekte des globalen Wirtschaftssystems ändern können. Ich weiß, dass das
jetzt dünnes Eis ist und ich mich für die/den
eine/n oder andere/n ziemlich weit vom
Thema entferne. Aber nein, genau das ist
der Punkt. Zuerst einmal bedeutet Klimaschutz: weniger ist mehr. Und genau hier ist
die Stadt Innsbruck auf Kurs, weil wir verringern. Wir reduzieren vor allem den CO2-intensiven motorisierten Individualverkehr
dadurch, weil Radfahren und Fahren mit
den Öffis in Innsbruck attraktiv ist.
Das Radnetz und die Stadtradinfrastruktur
werden gerade jetzt unter der neuen Stadtregierung intensiv weiterentwickelt und auch
das Bus- und Straßenbahnangebot wird laufend an die städtischen Entwicklungen angepasst und ausgebaut. Wir sind auf Kurs,
weil wir konsumfreien Aufenthalt in der
Stadt sehr attraktiv gestalten. Wenn Inns-