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Jahr: 2019

/ Ausgabe: 04-Protokoll-25-04-2019_gsw.pdf

- S.62

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für Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder in Obdachlosigkeit leben. Es
gibt noch keine validen Zahlen, aber es sind
davon ca. 300 Menschen in der Stadt Innsbruck betroffen, wobei die Dunkelziffer sehr
hoch ist, da viele Menschen bei Freunden
bzw. Familienmitgliedern wohnen.
Die Zahl wird auch weiterhin steigen, nachdem in der heutigen Sitzung des Nationalrats nochmals die Sozialhilfe Neu umgestaltet wird. Arbeitende Menschen, die vorher
ihr Einkommen mit der Mindestsicherung
aufstocken konnten, werden betroffen sein,
genauso wie viele Menschen mit subsidiären Schutz.
Es bringt aber nichts, jetzt einen Schnellschuss abzufeuern und sofort eine Notschlafstelle zu öffnen, denn von Obdachlosigkeit betroffen Menschen sind extrem heterogen. Es gibt welche, die arbeiten und
sich doch keine Wohnung leisten können,
aber auch solche, die komplett aus der
Struktur draußen sind und das Konzept
Wohnen nicht mehr kennen - sie können
nur noch im Freien schlafen.
Es gibt, wie erwähnt, Frauen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind. Man kann sie
nicht alle unter einen Hut stecken. Gerade
für Frauen, die Arbeiten und Kinder haben,
wäre es der komplette soziale Abstieg in einer Einrichtung zu wohnen, die ganz klar als
Notschlafstelle deklariert ist. Sie hätten nicht
nur Angst, dass man ihnen die Kinder wegnimmt, sondern auch vor dem sozialen Umfeld.
Deshalb unterstützen wir natürlich Bgm.Stellv. Gruber in seinen Ansichten, möchten
aber ein einheitlicheres und ganzheitliches
Konzept, mit dem wir alle Menschen mitnehmen können, die von Obdachlosigkeit
betroffen sind.
Es müssen Angebote geschaffen werden,
mit denen die Menschen in die Stabilität begleitet werden. Wenn sie dann soweit sind,
müssen wir sie mit Wohnungsberatung etc.
weiterbegleiten. Für Menschen, die drogenund alkoholkrank sind, gibt es in der Stadt
Innsbruck Angebote. Diese sind aber bei
weitem nicht ausreichend!
Deshalb unterstützen wir den Antrag, der
ohnehin schon im Arbeitsübereinkommen

GR-Sitzung 25.04.2019

steht und werden bei der Umsetzung weiterhin mit Bgm.-Stellv. Gruber zusammenarbeiten. (Beifall)
Bgm.-Stellv. Gruber: Jetzt habe ich politisch die Klubobleute der Koalition etwas
überfordert, weil der Antrag im Prinzip überholt ist. Überholt dahingehend, dass wir ja
bereits an der Bearbeitung sind. (Unruhe im
Saal)
GR Onay, ich möchte mich nicht auf Housing First festlegen. Es ist aber auf jeden
Fall die bessere Variante. (Unruhe im Saal)
Ich bitte die Klubobleute wirklich, den Antrag dem Stadtsenat zuzuweisen. Wenn er
überholt ist, weil wir Housing First wirklich
so umsetzen können, dass wir eine ganzjährige Notschlafstelle nicht mehr benötigen, dann ist der Effekt der gleiche.
Sollte die Evaluierung ergeben - was ich befürchte -, dass wir dennoch eine ganzjährige
Notschlafstelle brauchen, dann bitte ich um
entsprechende Unterstützung wie bisher,
damit wir diese dann auch errichten können.
Ich bleibe aber bei dem, was ich schon gesagt habe: Wir müssen das zielgerichtet,
den KlientInnen entsprechend, entwickeln.
Es nützt nichts, ein großes Haus mit
100 Plätzen zu haben, wenn wir z. B.
30 Plätze für eine spezielle Klientel brauchen.
StRin Dengg hat vollkommen Recht. Eine
Einrichtung für Frauen wird nicht als Notschlafstelle in der Art errichtet, wie Du sie
vom Österreichischen Roten Kreuz kennst.
Es wäre schon eine etwas höherwertige Angelegenheit, bei der man auch Frauen mit
Kindern entsprechend unterbringen könnte.
Da sind wir dran, obwohl es baurechtlich relativ schwierig ist. Man kann vielleicht erraten, in welchem Bereich ein vorhandenes
Gebäude kurzfristig eingesetzt werden soll.
Es ist mit der Landesrätin vereinbart - da bin
ich inhaltlich auch bei den KollegInnen der
GRÜNEN -, dass Housing First die erste
Zielrichtung ist und dann eine Evaluierung
ergeben muss, ob wir ein ganzjährige Notschlafstelle für KlientInnen brauchen, die leider für Housing First nicht geeignet sind.
Wenn wir den Antrag dem Stadtsenat zuweisen, wird er weiterbearbeitet und in der
nächsten Sitzung des Gemeinderates kann
ich gerne berichten, wo wir stehen.