Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2019
/ Ausgabe: 06-Protokoll-19-06-2019_gsw.pdf
- S.36
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Die Fahrzeugzunahme habe ich schon erwähnt. Der Punkt Infrastrukturpersonal ist
auch sehr interessant. Wir haben mit 30 MitarbeiterInnen begonnen. Da unser Netz
aber künftig doppelt so groß sein wird wie in
der Vergangenheit, gibt es auch hier in den
nächsten Jahren eine Steigerung. Der Personalstand ist in den letzten acht Jahren um
25 % gewachsen, die Fahrplanmasse um
27 % und der Personalaufwand um 32 %.
Da ich immer wieder höre, dass wir zu viele
Häuptlinge und zu wenig IndianerInnen haben, wurde auch daran gearbeitet. Wir haben das umgedreht, die Führungstiefe verändert und die Strukturen im Unternehmen
angepasst. Es besteht jetzt eine wesentlich
größere Führungstiefe als in der Vergangenheit. Wir haben jetzt weniger Häuptlinge.
Aktuell gibt es bei uns 30 offene Fahrdienststellen, da die Linie "F" umgesetzt wird und
das generiert mehr Personalbedarf. Wir suchen hochqualifizierte MitarbeiterInnen und
bilden 15 Lehrlinge aus.
Der Frauenanteil ist sowohl bei der IVB als
auch bei Innbus viel zu niedrig. Wir machen
schon seit Jahren sehr viel und sind nicht
nur beim Girls-Day dabei, wenn die Pressefotografen kommen. Wir bieten Frauen Probefahrten mit Bussen oder Bahnen an.
Auch mit dem Arbeitsmarktservice (AMS)
veranstalten wir immer wieder Aktionen, um
Frauen für technische Berufe zu interessieren. Wir haben die Werkstätte umgebaut,
damit alles gut funktioniert. Es ist ein harter
Job und sehr schwierig, alles nachhaltig zu
forcieren.
Ein Großteil des Arbeitsmarktes steht uns
nicht zur Verfügung. Es ist ein Dilemma,
wenn 50 % des Arbeitsmarktes kein Interesse an den Jobs in technischen Berufen
hat. Das geht nicht nur uns so, sondern
auch meinen KollegInnen von anderen Verkehrsbetrieben.
Kritisch ist im Fahrdienst auch, dass ein/e
BusfahrerIn den Führerschein erst mit
21 Jahren machen und Personen befördern
darf. Bis dahin haben die Menschen aber
meistens schon eine andere Berufsausbildung.
Die Züricher KollegInnen haben vor ein paar
Monaten eine Kampagne zur Personalsuche geschaltet. Sie haben geschrieben: PizzabäckerIn gesucht! Es werden also aus
GR-Sitzung 19.06.2019
anderen Jobs Leute für unsere Jobs gesucht. Das ist nicht leicht. Wir liegen im
zweiten und dritten Arbeitsmarkt, also da,
wo Menschen mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden sind.
Wir können diejenigen ansprechen, die sagen, dass sie einmal etwas anderes tun
möchten. Wir können aber keinen Lehrling
aus ausbilden und diesen dann zum Fahrdienst bringen.
Wir haben über Gewerkschaften und die
Europäische Union (EU) verschiedene
Kampagnen gestartet, um das zu ändern.
Es gab früher in Osteuropa viele Länder, die
eine Regelung hatten. Leider hat das nicht
gegriffen.
Der Trend zu mehr Freizeit besteht auch.
Ich habe mit GR Buchacher bei unserem
letzten Jour fixe darüber gesprochen. Er
sagte, dass die Vier-Tage-Woche ein
Thema wird, was ich auch glaube. Ich habe
mir vorhin noch einmal die Zahlen angeschaut. Im Jahr 2010 hatten wir sowohl bei
der Innbus als auch bei der IVB einen Teilzeitanteil im Fahrdienst von 8 %. Jetzt haben wir einen Teilzeitanteil bei der IVB von
29 % und bei der Innbus von 20 %.
Das hat wohl mit einer anderen Vorstellung
von Leben und Arbeit zu tun - das merken
andere Branchen auch. Wir werden darauf
reagieren müssen. Wir können den Menschen nicht sagen, dass sie 40 Stunden arbeiten müssen und sonst nicht angestellt
werden. Das geht nicht mehr.
Bei dem niedrigen Frauenanteil, den ich gerade mitteilen musste, ist klar, dass das bei
uns nicht ein Phänomen der Frauen ist,
sondern vor allem der Männer. Wenn wir
uns die Altersstruktur der Teilzeitbeschäftigten anschauen, kommt für mich eine eher
überraschende Erkenntnis zu Tage. Es sind
sehr viele Junge darunter.
Es sind nicht nur die Älteren, die in Teilzeit
gehen wollen. Wir müssen uns klarmachen,
dass diese KollegInnen keinen vollen Lohnausgleich haben. Da geht es wirklich um
Reduzierung der Stunden und weniger
Lohn. Trotzdem ist das Interesse an dieser
Art der Beschäftigung sehr groß und stellt
uns vor immense Probleme.