Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2004

/ Ausgabe: 09-November.pdf

- S.145

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Sozialhistorischer Befund (Gesundheits-, Ernährungszustand der Bevölkerung, epidemiologische Studien: Häufige Todesursachen) vgl. die
in der Stadt Hall i. T. ausgestellten Forschungsergebnisse des Rostocker Stadtfriedhofes, die großteils auf die anthropologische Begutachtung der Knochenfunde zurückgehen.
Medizinhistorischer Befund (Stand der Medizin, Arbeitsmethoden der
Medizin)

Es gibt in Tirol allgemein und speziell für das 18./19. Jahrhundert kaum
wissenschaftlich bearbeitete Friedhofsfunde (sogar das bevölkerungsstatistische Datenmaterial ist dürftig). Das heißt, dass die Daten des AdolfPichler-Platzes - ein "sozialhistorischer Schatz" - Forschergenerationen beschäftigen könnten.
Für die Befundung und Dokumentation der noch nicht bearbeiteten Funde - also für eine Sicherung der Daten für weitere Forschung wären nach Auskünften der damit befassten Wissenschaftler wohl etwa
€ 100.000,-- nötig. Das ist ein erheblicher Betrag, der aber im Vergleich
zur gesamten Bausumme des Rathaus-Neubaus und angesichts der angesprochenen Bedeutung für die sozialhistorische Forschung doch etwas relativiert wird.
Es würde der Stadtgemeinde Innsbruck wohl anstehen, sich
vor der würdigen Bestattung der noch gelagerten Gebeine auch für die wissenschaftliche Bearbeitung der Funde verantwortlich zu erklären und dazu
einen finanziellen Beitrag zu leisten.
Etliche der in der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie noch vorhandenen Leichenfunde sind nach vorläufiger Untersuchung wohl "rezenten" Datums
und stammen jedenfalls aus einer Zeit lange nach der Schließung des Spitalsfriedhofes, möglicherweise aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Die
Art der Verletzungen und andere Hinweise lassen vermuten, dass es sich
um Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes (möglicherweise Opfer von damals im Rathaus untergebrachten Dienststellen des Deutschen
Reiches und der NSDAP) oder um Opfer von Kriegsverbrechen handeln
könnte. Wir sind es den Opfern und der historischen Wahrheit schuldig,

GR-Sitzung 18.11.2004