Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_02-Feber.pdf
- S.84
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dass man in diese Debatte etwas tiefer
einsteigt. Wenn ein Antrag abgelehnt wird,
läuft die Debatte über die Medien. Ich
habe nichts gegen die Medien, aber dann
können wir uns in dieser Differenziertheit
nicht mehr auseinandersetzen. Dann ist
die Polarisierung vorhanden, die nach
außen geht. Das ist in dieser Frage das
schlechteste, was man machen kann.
StR Dr. Pokorny-Reitter: Die zuständige
Stadträtin hat zu Beginn erläutert, wie
diese drei Schulklassen in Neu-Arzl
zustande gekommen sind und wie sie sich
zusammensetzen:
Die eine Klasse hat einen Englischunterricht mit einem speziellen Bildungsschwerpunkt, die zweite Klasse hat einen
geringen Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache und die dritte
Klasse besteht ausschließlich aus Kindern
mit nicht-deutscher Muttersprache. Es
wurde auch gesagt, dass das Kinder mit
gleichen Bedürfnissen sind. Sie hat dann
noch dazugesagt, dass es die sprachlichen Bedürfnisse sind.
Ich bezweifle, dass all diese Kinder die
gleichen sprachlichen Bedürfnisse haben.
Weiters setzt sich das Lernen, die
Entwicklung und das soziale Lernen von
Kindern aus mehreren Bedürfnissen, als
rein aus der Sprache zusammen. Das ist
viel komplexer.
Ich verwehre mich dagegen zu sagen,
dass das als ihre Bedürfnisse herauskristallisiert wird und man sagt, dass das die
zentralen Bedürfnisse sind und die Kinder
deshalb in eine Klasse kommen. Ich
glaube, dass Kinder - so wie alle Menschen - eine wesentlich weitere und
breitere Palette von Bedürfnissen haben.
Im Ressort von StR Mag. Oppitz-Plörer
werden sicherlich sehr gute Dinge gemacht, das wird niemand im Gemeinderat
bestreiten. Wenn jedoch - StR
Mag. Oppitz-Plörer soll mir bitte nicht böse
sein - von einer anderen Seite ein
Vorschlag kommt, der durchaus beachtenswert ist und mit dem man sich
auseinandersetzen kann, kommt von ihr
ein hartes "Njet". Sie ist der Meinung - das
ist jetzt meine Interpretation -, dass das ihr
Ressort betrifft und sich hier niemand
einmischen soll. Das habe ich mehrmals
GR-Sitzung 22.2.2007
beobachtet und ich lasse mir meine
Beobachtung auch nicht nehmen.
Jetzt darf ich noch ein Wort zu diesen
Klassen bzw. Schulen mit den schulischen
Schwerpunkten sagen: Diese kristallisieren sich nicht nur als Fallen für Integration
und für Kinder mit migrantischem Hintergrund heraus, sondern auch zunehmend
als Fallen für Kinder, die aus sozial
schwächeren Verhältnissen kommen.
Genau diese kommen nicht in Klassen mit
schulischen Schwerpunktsetzungen, weil
sie vom Elternhaus nicht unterstützt bzw.
gepuscht werden oder nicht der entsprechende Background vorhanden ist.
Ich bin nicht der Meinung, dass man das
abschaffen sollte, aber wenn man nur auf
diese Linie setzt, Schwerpunkte in
Italienisch, Französisch oder Musik u. a.
zu machen, wird das dazu führen, dass wir
immer mehr Differenzierungen bekommen
und wir immer mehr Kinder, in der Folge
Erwachsene, haben, die in einem schlechten Topf sind. Davor warne ich. Man sollte
sich einmal überlegen, wie man diese
inhaltlichen Schwerpunktsetzungen auch
tatsächlich so gestalten kann, dass alle
Menschen - egal von woher sie kommen
bzw. welcher Nation sie ursprünglich
angehört haben, welche Religion oder
Hautfarbe sie haben - den gleichen
Zugang zu diesen Schwerpunktsetzungen
haben. (Beifall)
Integration werden wir nur als Querschnittsaufgabe lösen können. Dieses
Thema wird uns nicht nur heute, sondern
noch in vielen Sitzungen des Gemeinderates beschäftigen. Es ist das nicht eine
Aufgabe der Bildung, des Wohnens allein,
sondern das ist eine Aufgabe, die in alle
gesellschaftlichen Bereiche reicht: Bildung,
Wohnen, Gesellschaft, Arbeit, Sport usw.
Diese Querschnittsaufgabe reicht überall
hinein.
Wir müssen uns dessen bewusst sein,
dass das mindestens noch eine Generation beschäftigen wird. Viele Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte nach uns wird
dieses Thema noch beschäftigen. Ich bin
heilfroh, wenn das nicht polarisiert
abgehandelt wird, denn ich weiß ganz
genau, wenn das der Fall ist, ist das zum
Schaden aller Parteien, die im Gemeinderat vertreten sind. Es werden vielleicht