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Jahr: 2020

/ Ausgabe: 2020-06-25-GR-Protokoll_kl.pdf

- S.26

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- 351 -

Wir haben das hier in einer besonderen
Darstellung nochmals aufgezeigt. Es ergeben sich zwar durch die zunehmende Fahrgastzahl sinkende Kosten pro Fahrgast,
aber wir haben nicht entsprechend ansteigende Ticketerlöse. Das ist natürlich der allgemeinen Tendenz in Österreich geschuldet
- das muss man so sagen -, die Preise im
ÖPNV wirklich substantiell zu senken. Man
kann anmerken, neben Wien und dem Land
Vorarlberg ist Innsbruck sicher eine der
Städte gewesen, die Vorreiterin war.
Der Verkehrsverbund Tirol (VVT) hat mit
seinen Tarifreformen den Ball gut übernommen und mit der Durchlässigkeit der Tarife
für den Stadtverkehr nochmals einen neuen
Meilenstein gesetzt.
Ich werde Ihnen nun nicht alle Zahlen vorlesen, aber ich habe Ihnen einige Beispiele
von Städten oder auch Ländern wie Luxemburg zusammengestellt, die inzwischen mit
Gratis-Öffis arbeiten. Ich bin heute Morgen
noch im Internet die Berichterstattung über
diese Konzepte durchgegangen. Das war
sehr interessant.
Sie finden sehr viele Artikel in der Ankündigung dieser Maßnahme. Sie finden aber
sehr wenige Artikel über die Erfolge. Zuletzt
hat z. B. die Stadt Augsburg im Innenstadtbereich Gratis-Öffis für neun Haltestellen
eingeführt. Dr. Casazza, Geschäftsführer
der Stadtwerke Augsburg, hat in einem
Fernsehinterview den Verlust mit knapp
€ 900.000,-- pro Jahr beziffert. Man hört
aber im Nachgang überhaupt nichts davon,
ob es erfolgreich war oder nicht. Ganz ähnlich ist es auch bei den anderen Beispielen,
die hier mitaufgeführt sind.
Hervorheben möchte ich Luxemburg. Dort
ist seit Jahresbeginn im gesamten Land Einwohnerzahl rund 660.000 mit enormer
Dynamik, nicht nur bei der Zahl der EinwohnerInnen sondern auch bei Arbeitsplätzen der Gratis-Nahverkehr eingeführt. In jedem
Interview der zuständigen Verkehrsministerin hören Sie immer wieder: "Ja, aber …"
Das Aber bezieht sich auf den zusätzlichen
Finanzbedarf für den Ausbau des ÖPNV.
Luxemburg nimmt pro EinwohnerIn und
Jahr € 600,-- in die Hand und steckt sie in
den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Wenn ich das auf die Stadt Innsbruck übertrage, kommen wir auf rund € 80 Mio. pro
GR-Sitzung 25.06.2020

Jahr. Dieses Ausbauprogramm hat Luxemburg daneben gesetzt: Man hat nicht nur die
Tarife abgeschafft, sondern zusätzlich in
den Ausbau gesetzt, weil man natürlich
weiß, dass es irgendeinen Effekt haben
wird. Den kann man nicht befriedigen, wenn
man nicht gleichzeitig auch die Leistungen
ausbaut.
Soviel zu den Beispielen. Es gibt natürlich,
wenn man über Gratis-Nahverkehr spricht,
Vorteile. Wir haben hier einige aufgeführt.
Es gibt Einsparungen bei der Ticket- und
Tarifsystemstruktur. Die Kosten dafür werden natürlich heruntergefahren. Es gibt
auch einen Effekt im Bereich des motorisierten Individualverkehrs und eine Erhöhung
der Lebensqualität in Städten, die solche
Maßnahmen umsetzen.
Es gibt aber auch Risiken, die hier mitaufgelistet sind: Steigende Fahrgastzahlen machen einen Linienausbau erforderlich und
unvermeidbar. Es gibt dann auch vermehrt
Fahrgäste, die mal eben in die Fahrzeuge
reinspringen, weil sie ja nichts kosten und
damit oft auch Situationen schaffen, gerade
auf kurzen Strecken, die eigentlich von der
Kapazität her, nicht mehr gut zu bewältigen
sind.
Es gibt auch Umsteigeffekte aus dem Bereich der FußgängerInnen und Radfahrenden, die möglicherweise dann auch wieder
eher dahin tendieren, Bus und Bahn zu verwenden, anstatt die anderen umweltfreundlichen Verkehrsmittel. Wir kennen aus anderen Städten, die das schon probiert haben,
die Probleme mit den Kapazitäten in Spitzenzeiten. Das hat übrigens bei einigen dieser Städte bereits dazu geführt, dass die
Maßnahme Null-Tarif inzwischen wieder zurückgenommen wurde.
Den letzten Punkt möchte ich noch ausdrücklich erwähnen: Inzwischen sind unsere
Systeme im öffentlichen Nahverkehr nicht
nur vom Betrieb und vom Angebot her, sondern - wie ich schon erwähnt habe - auch
von den Tarifen her, eng miteinander verflochten. Eine/r alleine kann hier nichts machen! Das heißt, IVB ohne VVT geht in dem
Fall nicht.
Sie werden sicher alle die Pressemeldungen betreffend des sogenannten 1-2-3-Österreichtickets mitverfolgt haben. Die erste
Stufe soll ja im nächsten Jahr umgesetzt
werden. Das heißt, hier hat der Bund vor,