Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2021
/ Ausgabe: 2021-05-27-GR-Protokoll.pdf
- S.103
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GRin Duftner: GR Depaoli, ich würde mir
wünschen, dass Sie zumindest einmal die
Menge an Worten zu einem Thema lesen
würden, bevor Sie einen Antrag stellen. Ich
sah selten einen Antrag, der mit mehr Ignoranz gespickt war. Er verfehlt gänzlich die
Aufgaben, die an einen Gestaltungsbeirat
gestellt werden. Das könnte auch daran liegen, dass wir ein sehr starkes Gefälle zwischen Ost- und Westösterreich haben. Gestaltungsbeiräte gibt es seit mehr als
40 Jahren in Österreich. In Tirol gibt es davon leider nur zwei.
Ich bin glücklich darüber, dass die Stadt
Innsbruck zumindest eine dieser Pionierstädte in Tirol ist. Gerade das, dass diese
Personen von auswärts kommen, ist die
Kompetenz eines Gestaltungsbeirates. Die
ArchitektInnen, die diesem angehören, haben viel gesehen, wie z. B. die urbane Entwicklung von Japan oder Frankreich.
Genau das ist ihre Kompetenz, mit der sie
uns beraten können. Außerdem soll diese
Beratung unabhängig sein. In einer kleinen
Stadt wie Innsbruck mit 148.000 EinwohnerInnen sind Konflikte vorprogrammiert, wenn
man selbst vor Ort tätig ist.
Ich hoffe, dass es in diesem Haus eine
breite Ablehnung dieses Antrages gibt und
ich finde, dass er im Stadtsenat nichts verloren hat. Das ist unnötige Zeit- und Ressourcenverschwendung. Auch die derzeitige Debatte ist völlig unnötig.
Im Jahr 2018 hat die Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg eine sehr
interessante Studie zu den Gestaltungsbeiräten in Österreich herausgegeben, die sehr
spannend zu lesen ist. Der größte Gestaltungsbeirat hat übrigens 47 Mitglieder. Wen
das interessiert, kann diese Studie online
abrufen. GR Depaoli, vielleicht lesen auch
Sie hier einmal hinein. Da werden die Aufgaben, Ziele und auch die Kriterien, wie Mitglieder ausgewählt werden, angegeben.
Ich bitte darum, das Fachwissen nach dieser Studie zu richten und nicht nach unserem Experten für alles, GR Depaoli.
GR Mag. Krackl: Wenn man den Ausführungen von GR Depaoli zuhört, wird einem
angst und bange. Wie soll es mit der Architektur in der Stadt Innsbruck weitergehen?
Ein Gestaltungsbeirat hat den Sinn, dass
der Blick von außen hereinkommt und nicht
GR-Sitzung 27.05.2021
von ArchitektInnen der Stadt Innsbruck, die
übrigens alle sehr erfolgreich sind, wie man
bei vielen Wettbewerbsergebnissen sieht.
Auch international setzen sich diese oft
durch.
Es macht keinen Sinn, wenn der IGB nur
mit Personen von hier besetzt ist. Genau
das ist der große Benefit, wenn jemand von
außen kommt, denn wir sind von hier und
auch die StadtplanerInnen. Deshalb brauchen wir eine Außensicht des Ganzen.
Seit dem Jahr 2013 gibt es den IGB. Das ist
ein sehr wichtiges beratendes Gremium für
den Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnbau und Projekte, aber auch für die Mag.Abt. III, Stadtplanung, Stadtentwicklung und
Integration.
Auch ich finde, dass dieser Beirat sehr viel
Geld kostet und wir uns damit viel leisten.
Die Frage ist aber, was es kosten würde,
wenn wir die gesamten Gutachten auslagern und über Einzelvergaben machen würden. Ich glaube, dass das wesentlich teurer
wäre und es würde an Kontinuität fehlen.
Es gibt aber auch Kritik für den IGB. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man
etwas anders oder besser machen könnte.
Es gibt BauträgerInnen, die sagen, dass alles so lange dauert und nichts weitergeht,
dann gibt es aber wieder Beispiele, wo alles
sehr schnell geht, da vielleicht besser kommuniziert wurde.
Ein Beispiel dazu gibt es derzeit in der Museumstraße, wo das ausgezeichnet funktioniert hat. Innerhalb weniger Wochen lief
das. Es gibt solche und solche Projekte,
trotzdem muss man schauen, wie man die
Situation verbessern kann. Wenn wir es
schaffen, die Qualität hochzuhalten und
gleichzeitig etwas schneller zu werden, soll
mir das recht sein und da bin ich auch sehr
dafür.
Die ÖVP stellte vor gut einem Jahr einen
Antrag auf Evaluierung des IGB. Ich darf
ankündigen, dass heute von ÖVP, FI und
SPÖ gemeinsam ein Antrag auf Abhaltung
einer Enquete eingebracht wird, mit dem Titel: Der Innsbrucker Gestaltungsbeirat, Perspektiven auf das bisherige und künftige
Wirken in der Stadtentwicklung.
Ziel dessen soll sein, dem Gemeinderat der
Stadt Innsbruck, besonders GR Depaoli, der