Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023-02-23-GR-Protokoll.pdf

- S.20

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- 146 -

GR Mayer: StRin Mag.a Schwarzl, als Berufspolitikerin mit einem Spitzengehalt
einem Gemeinderat, der das nicht hauptberuflich macht, vorzuwerfen, dass er nicht bei
jeder Ausschusssitzung dabei ist, ist schäbig, letztklassig und zu verurteilen.
(StRin Mag.a Schwarzl: Aber dann soll man
den Mund nicht so voll nehmen!) (Unruhe
im Saal)
GRin Mag.a Seidl: Ich habe das Thema weitergedacht und nicht nur auf die klassischen
Infrastrukturthemen beschränkt, sondern
auch das Thema Wohnraum miteinbezogen. StRin Mag.a Mayr hat dazu schon einiges gesagt und ich möchte noch einige
Dinge konkretisieren.
Vor zwei Wochen habe ich an einem sehr
interessanten Workshop zu einer zweijährigen Studie zum Thema Energiearmut teilgenommen. Veranstalter war das Institute of
Building Research & Innovation. In dieser
Studie wurde untersucht, wie sich Energieverbrauch und Energiekosten der Haushalte
entwickeln. Man muss erwähnen, dass im
November 2022 9,2 % der Haushalte in
einer Form als energiearm definiert wurden.
Da waren die steigenden Energiepreise, die
wir im letzten Jahr erlebt haben, noch gar
nicht miteingerechnet.
Man erwartet für die Jahre 2023 und 2024
eine Vervierfachung der Energiekosten bei
Haushalten, die schon damals Probleme
hatten, sie zu finanzieren. Warum ist das für
Städte so wichtig? Städte können grundsätzlich als Teil der Lösung funktionieren.
Sie haben das Potential, durch Dekarbonisierung und einen sehr geringen CO2-Abdruck der einzelnen BewohnerInnen einen
wertvollen Beitrag in Bezug auf die Energiekrise zu leisten.
Wie kann man dieses Problem vorrangig lösen? Es geht um konsequente Sanierung
von Gebäuden, auch von gemeinnützigem
Wohnbau. Wir haben in der Stadt Innsbruck
16.000 Wohnungen, die dem gemeinnützigen Wohnbau zuzuordnen sind. Dort ist die
Energiearmut auch wegen des geringeren
Einkommens der BewohnerInnen oft sehr
hoch. Die Sanierungsquote in Österreich
liegt aktuell nach wie vor unter 2 %.
Es geht nicht darum, eine Heizung zu tauschen, sondern darum, dass der Energieverbrauch reduziert wird, um die Kosten zu
GR-Sitzung 23.02.2023

senken. Das heißt, Sanierung steht eigentlich an erster Stelle und da geht es besonders um das Thema Dämmen. Es ist schon
die Aufgabe der Stadt, Anreizsysteme zu
schaffen, damit auch sozialer Wohnraum
schneller und effizienter in eine Klimafitness
gebracht werden kann.
Die Kühlkosten werden in Zukunft ein weiteres Thema sein. Sie werden dazukommen
und darauf sind wir gar nicht vorbereitet. Die
Sommer werden heißer, die Anzahl der Hitzetage höher. Es nützt also nichts, wenn
man nur Heizsysteme austauscht, wenn sie
nicht effizienter werden und damit der Heizbedarf sinkt.
Das bedeutet, wir müssen die thermischen
Sanierungen stark vorantreiben! Wir haben
in der Stadt Innsbruck bereits seit langer
Zeit versucht, Sanierungen zu fördern, aber
wir müssen den Anreiz noch verstärken.
Es ist in erster Linie unsere Aufgabe, die
eigenen Immobilien - immerhin 6.000 Wohnungen - zu sanieren. Mir wäre es sogar lieber, wenn wir den Altbestand sanieren, als
neu zu bauen. Am Ende des Tages hat
nämlich der versiegelte Boden, den wir bereits haben, einen CO2-Abdruck.
Das heißt, wir müssen uns überlegen, wie
wir das "Nutzer-Investor-Dilemma" lösen.
Wie können wir auch im privaten Bereich
Anreize schaffen, damit Wohnraum saniert
wird? Wenn nämlich irgendwann die Mietkosten geringer sind als jene für Energie,
dann werden wir uns als Stadt überlegen
müssen, wie wir mit diesem Thema umgehen. Es wird in irgendeiner Form Hilfe für
Menschen brauchen, die sich das nicht
mehr leisten können.
Bei der Dekarbonisierung sind Städte also
ein starker Hebel. Da geht es nicht nur um
das Thema Verkehr. Es geht vor allem um
den Wohnbau und die Sanierung des Bestandes. Wir müssen versuchen, möglichst
viel Altbau zu sanieren und zu dämmen.
GR Appler: Mich freut, dass nicht nur ich
auf das Thema Wohnbau gekommen bin,
GRin Mag.a Seidl. Ich bin da ganz Ihrer Meinung.
Klimafit zu sein, ist nachhaltig. Von Nachhaltigkeit spricht man, wenn Maßnahmen
ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll
sind. Das ist die Definition und sie wird funktionieren. Wir haben beim Neubau vor allem