Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf
- S.28
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die Nachrichten dort gemacht werden. Meistens versteht man es erst dann, wenn man
selbst "ins Kraut kommt", wie man auf gut
Tirolerisch sagt. Ich habe das bei einigen
Freunden schon erlebt, die sich ursprünglich gerne über das Schicksal von PolitikerInnen oder anderen gefreut haben. Natürlich, bad news are good news. Bei uns
Menschen ist das anscheinend tief verankert, dass wir uns manchmal an Streit und
Auseinandersetzung und am Leid anderer
durchaus ergötzen und das medial miterleben wollen. Ist man davon aber selbst betroffen, was jeder/m von uns MandatarInnen
auf die eine oder andere Art schon passiert
ist, dann weiß man, wie kritisch solche Situationen sein können.
Da muss man sich dann auch wehren und
das den BürgerInnen so mitgeben. Sie stehen viel mehr im Fokus, als das in den
früheren Jahrzehnten der Fall war. Es gibt
keinen Herrgottswinkel mehr, alles ist
durchleuchtet und kann mit Handy und anderen technischen Mitteln nachvollzogen
werden. Damit muss man sich auseinandersetzen. Letztendlich glaube ich, dass ein
kritischer Zugang durch die Bevölkerung,
aber auch von jenen, die Medien produzieren, gemäß den Richtlinien, die wir uns als
Gesellschaft für die Demokratie definiert
haben, uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt. In unseren Breitengraden, in Europa, sehe ich eine viel bessere Entwicklung und Tendenz - aufgrund der Diskussionen der letzten Monate - als in anderen
Ländern.
GR Mag. Krackl: Beim Städtetag in Zell am
See gab es heuer im Zuge der Eröffnungsfeier einen Vortrag, bei dem es um die immer stärker werdende Digitalisierung ging.
Der analoge Bereich wurde in den letzten
Jahren massiv zurückgedrängt. Die Medienlandschaft hat sich dadurch grundlegend
verändert. Da nützt auch der Presseschutz
nichts, weil man seit der Zeit von Web 2.0
als NutzerIn auch zur AnbieterIn geworden
ist. Hat man einen Internetzugang, dann ist
man nicht mehr nur KonsumentIn, sondern
kann auch selbst als SenderIn tätig sein.
Man empfängt also nicht nur, sondern kann
seine Nachrichten, Blogs und Videobotschaften ins Netz einstellen. Egal, ob die
Inhalte wahr sind oder es sich um Lügen
handelt.
GR-Sitzung 24.05.2017
Die Ausgangsfrage der heutigen Aktuellen
Stunde lautet, wer die politische Meinung
macht. Das sind natürlich einerseits schon
die Medien, wobei man diesen Begriff mittlerweile breiter gefasst verstehen muss, da
auch Personen, die nicht von Berufs wegen
damit befasst sind, in diesem Bereich tätig
sind. Andererseits sind auch die KonsumentInnen entscheidend bei der Meinungsbildung. Sie sind gefordert, sich eine gewisse
Medienkompetenz anzueignen. Über diesen
Punkt mache ich mir die meisten Sorgen.
Man merkt in Diskussionen, dass viele Dinge, die über das Internet verbreitet werden
und leider oft einfach nicht richtig sind, ungefiltert übernommen werden. Die Informationen werden viel zu wenig hinterfragt,
sondern einfach weitergegeben und
dadurch multipliziert. Im Bildungsbereich
müssen wir dagegen angehen und den Jugendlichen Werkzeuge in die Hand geben,
damit sie lernen, kritisch zu hinterfragen.
Das ist die größte Herausforderung, die ich
in diesem Zusammenhang sehe. Die Geschwindigkeit der Informationsweitergabe in
den Social Media bringt die klassischen
Medien natürlich unter Druck. Viele versuchen, im Online-Bereich dagegen zu halten
und zu punkten.
Vorhin wurde schon das Beispiel gebracht,
dass die Zeitung mittags schon alt ist. Ich
möchte das ausweiten und sage, dass die
Zeitung, die ich in der Früh um 08:00 Uhr
lese, schon alt und von gestern ist. Wenn
man ein bisschen im Internet die Nachrichten verfolgt und gewisse Kanäle nutzt - sei
es auf Twitter oder Facebook oder wo auch
immer -, auf denen man sehr schnell Informationen konsumieren kann, hat man beim
Aufschlagen der Zeitung oft das Gefühl, die
Berichte doch gestern schon im Netz gelesen zu haben. Das ist eine große Herausforderung für die Printmedien. In einem Nebensatz habe ich es schon kurz erwähnt: Es
passiert leider sehr viel im Bereich der Fake
News. Das wurde heute schon mehrfach
gesagt.
Ich habe dazu ein aktuelles Beispiel. Im
Netz kursiert gerade ein Video über die
Führung der Straßenbahnschienen in der
Peerhofsiedlung. Angeblich ist die Straße
zu steil, sodass die Bahn beim Hinunterfahren nicht bremsen kann. Mit einem Bericht
im Tirol TV wurde das sehr schön widerlegt.
Es wurde der filmische Beweis angetreten,