Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 06-Protokoll-16-07-2020_gswklein.pdf
- S.123
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darüber nachgedacht wird und ein ordentlicher, ernsthafter Umgang damit gepflegt
wird.
Daher ersuche ich,
den beiliegenden Antrag dem Stadtsenat
zur selbstständigen Erledigung zuzuweisen.
GR Lukovic, BA MA: Ich möchte für mich
und GRin Dipl. Soz.-Wiss.in Arslan Stimmenthaltung anmelden.
GRin Heisz: GR Onay, Du hast am Ende
Deiner Wortmeldung gesagt, dass wir damit
einen ordentlichen, ernsthaften Umgang
pflegen müssen. Ich ändere das Zitat dahingehend ab, dass wir selbstverständlich einen ernsten, ordentlichen Umgang mit diesen traurigen, entsetzlichen Themen pflegen müssen.
Mir ist diese Studie vom Institut für Zeitgeschichte, unter Leitung von Dekan Univ.Prof. Mag. Dr. Rupnow, diese Woche zugegangen. Für diese Studie wurde in den letzten drei Jahren aufgearbeitet, was der
große Vorstand der Chirurgie, Burghard
Breitner, verbrochen hat. Das muss man
genauso sagen, das kann man auch nicht
beschönigen.
Ich habe es so gelesen, dass er nicht selbst
bei den Zwangssterilisationen Hand angelegt hat, aber als Vorstand der Chirurgie dafür verantwortlich war. Das macht die Sache
allerdings nicht besser. Trotzdem oder gerade deshalb, glaube ich, dass unser Innsbrucker Weg, nicht verschweigen, nicht verstecken, nicht ins Archiv räumen, sondern
die Anbringung von Zusatztafeln, ein guter
ist. Wir müssen es aushalten, dass es diese
Personen auf den Tafeln gegeben hat, über
die wir heute viel mehr wissen, als zu der
Zeit, als die Straßen nach diesen Personen
benannt wurden.
Im Kulturausschuss haben wir das Thema
Burghard Breitner lange Zeit immer wieder
behandelt und über den Zusatz diskutiert.
(Bgm.-Stellv.in Mag.a Schwarzl: Monatelang!)
(GR Onay: Die neue Studie ist ja erst letzte
Woche erschienen!)
Bgm. Willi: GR Onay, GRin Heisz hat das
Wort. Wir unterbrechen sie nicht und lassen
sie reden!
GR-Sitzung 16.07.2020
GRin Heisz: Ich bitte darum, denn ich bin,
wie wir alle hier, heute schon etwas müde!
Wenn ich nun länger unterbrochen werde,
verliere ich komplett den Faden!
Nicht verstecken, nicht verschweigen, nicht
wegräumen, sondern nach unserer langen,
intensiven Diskussion über Burghard Breitner herzeigen, aushalten, die Auseinandersetzung über das sehr unappetitliche
Thema forcieren. Übrigens war uns das
Meiste bekannt. Hinzugekommen ist der Aspekt Zwangssterilisation, zumindest für
mich.
In der Sekunde, in der wir den Namen aus
unserer Innsbrucker Geschichte streichen,
ist auch für die breite Bevölkerung die Diskussion weg, bevor sie überhaupt begonnen
hat. Ich möchte so ein Thema nicht darauf
reduzieren, dass es eine Unmenge Geld
kostet, eine Straße, in der sich hunderte Privatpersonen und Firmen befinden, umzubenennen.
Es ist ein Punkt, es kostet sehr viel Geld.
Aber darauf dürfen wir diese Debatte nicht
reduzieren! Es geht wirklich darum, uns mit
unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen, die leider noch gar nicht so lange her
ist.
Was das Ehrengrab betrifft, das war mir
ehrlich gesagt, tatsächlich neu. Ich wusste
nicht, dass Burghard Breitner immer noch in
einem Ehrengrab der Stadt Innsbruck liegt.
Ich denke, darüber könnte man tatsächlich
diskutieren und ihm sozusagen diese Ehre
posthum aberkennen. Ehren brauchen wir
jemanden wie Universitätsprofessor Rektor
Dr. Breitner wirklich nicht. Verstecken kann
aber nie eine Lösung sein.
Es ist nicht umsonst lege artis, dass man
das heute eigentlich nicht mehr tut.
StRin Dengg: Ich hätte eine große Bitte. Da
ich die Studie nicht kenne, hätte ich das
schon gerne nochmals im Kulturausschuss
gehabt. Dazu könnte man auch Leute von
der UNI einladen, damit wir uns da beraten,
austauschen, was auch immer können.
(Auf Wunsch der FPÖ werden Wortmeldungen ihrer MandatarInnen nicht mehr gegendert.)
GRin Heisz: Kann ich das bitte gleich beantworten? Die Studie ist bereits auf