Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 07_Protokoll_30.05.2017.pdf
- S.4
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Ein Kapitel ist seiner Geradlinigkeit und seiner Handschlagqualität geschuldet. Das war
der Weg, den Romuald Niescher konsequent eingeschlagen hatte. War er als Bürgermeister nach gewissenhaften Planungen
und Überlegungen von der Sinnhaftigkeit
eines Projektes überzeugt, so stand er dazu. Die Umsetzung eines Vorhabens in demokratischer Weise war sein Ziel - immer
im Interesse und zum Wohle seiner geliebten Stadt.
Populismus ist das Schlagwort unserer Zeit.
Romuald Niescher war mit seiner aufrechten Art und Weise gewissermaßen der
Kontrapunkt. Er ist zu seinem Wort gestanden, hat sich nicht nach dem Wind wechselhafter Stimmungen gedreht, auch wenn
es sich auf Wahlen positiv hätte auswirken
können.
Auf großen Widerstand stieß Bürgermeister
Niescher beispielsweise bei der Umsetzung
des Verkehrskonzeptes für die Innenstadt
inklusive der ersten Parkraumbewirtschaftung. Ein von Fachleuten ausgearbeitetes
Konzept sollte das hohe Verkehrsaufkommen in der Innenstadt, besonders am
Marktgraben und Burggraben, neu strukturieren und leiten. Das moderne Verkehrskonzept brachte die Trendumkehr im Zentrum Innsbrucks und war die Grundlage einer Aufwertung der gesamten Innenstadt.
Seine konsequente politische Arbeit, aber
auch seine Fairness und Gesprächsbereitschaft wurden über die Parteigrenzen hinaus geschätzt. Romuald, Raoul, beeindruckte mit seiner Rhetorik. Schon zu Beginn seiner politischen Karriere hat man ihm
aufgrund der wohltuenden, sonoren Stimme
augenzwinkernd "höhere ministeriale Weihen" vorausgesagt. Er verstand es klar zu
formulieren und brachte die Thematik auf
den Punkt. Sein Sinn für Humor, fein und
nicht verletzend, sorgte oftmals in seinen
Ansprachen für Applaus und Schmunzeln.
Ein weiteres großes Kapitel in diesem dicken, ledergebundenen Buch steht unter
dem Titel "Heimat und Tradition". Raoul
Niescher war Heimat wichtig und er wollte
möglichst allen InnsbruckerInnen diesen
Begriff näher bringen. Er war überzeugt,
dass dörfliche Strukturen mit einem regen
Vereinswesen die Verbundenheit der BürgerInnen festigen. Aus diesem Grund war
ihm die Pflege des Stadtteilwesens sehr
Sonder-GR-Sitzung 30.05.2017
wichtig und er war Mitbegründer nicht nur
eines Vereins. Die Aufgabe als Ehrenhauptmann der Schützenkompanie Reichenau nahm er bis zuletzt sehr ernst.
Seine geistige Heimat fand Romuald Niescher im katholischen Verbindungswesen.
Die Gesinnung und die Werte der christlichen Soziallehre prägten sein Leben. Dennoch war er weltoffen, tolerant und schätzte
fremde Kulturen. Soziales und ehrenamtliches Engagement war für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Altbürgermeister Romuald Niescher, dem
wir heute in dieser Sitzung gedenken, war
ein vielschichtiger und vielseitiger Mensch.
Seine Passion für die Jagd und den Sport
etwa oder die zahlreichen Anekdoten, die
es noch zu erzählen gebe und die garantiert
einen Eintrag im Lebensbuch Romuald Nieschers gefunden haben, sind hier begründet.
Das Kapitel, auf das er jedoch am allermeisten Wert legte und in das er selbst wohl am
meisten geschrieben hätte, ist seiner Familie gewidmet. Mag der politische Alltag und
das offizielle Leben noch so intensiv gewesen sein - für Raoul standen seine Gertrud
und seine Kinder Romuald, Matthias und
Barbara, später auch die Enkel und Urenkel, immer über allem und an erster Stelle.
Ihnen gehörte seine Liebe.
Euch, liebe Trauerfamilie, gehört unsere tiefe Anteilnahme. Romuald Niescher war ein
großer Innsbrucker und ein Vorbild in vielerlei Hinsicht. Er war Ehrenbürger unserer
Stadt Innsbruck. Wir werden ihm immer
verbunden sein.
Fiducit! Das ewige Licht leuchte ihm.
Ensemble Inn: W. A. Mozart, KV 618, Ave
verum corpus
StR Gruber:
Geschätzte Trauerfamilie Niescher, werte
Ehrengäste, liebe Kolleginnen und Kollegen
aus dem Gemeinderat, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses.
Wir verlieren mit Bürgermeister Romuald
Niescher einen großen Innsbrucker und lieben Freund!