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Jahr: 2013

/ Ausgabe: 09-Juli-geschwaerzt.pdf

- S.29

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sichts der Masse an Untersuchungen verfolgten die Behörden aber nur vollendeten,
schweren Hochverrat. Die Staatsanwaltschaft setzte daher Hermann Pepeunigs
Verfahren vorläufig aus. Er wurde aus dem
Arbeitslager entlassen und einer Baufirma
als Hilfsarbeiter zugewiesen.
Nach einem längeren Krankenstand arbeitete er ab dem Frühjahr 1947 in seinem angestammten und erlernten Beruf als
Schreibmaschinenmechaniker. Im Herbst
1947 wurde er als belasteter Nationalsozialist registriert. Als solcher war er diversen
Sühnemaßnahmen unterworfen, etwa dem
Verbot, bei einer öffentlichen Körperschaft
beschäftigt zu werden.
Als er sich 1949 für den freiwilligen Arbeitseinsatz der Jugend engagierte, kam er in
Kontakt mit dem Landesjugendreferat Tirol
unter der Leitung des späteren Vizebürgermeisters von Innsbruck, Reg.-Rat Arthur
Haidl. Dieser ignorierte damit das Verbot
der französischen Militärregierung, das den
ehemaligen Hitlerjugend (HJ)-Funktionären
eine Arbeit mit Jugendlichen untersagte.
Im Sommer 1950 stellte Hermann Pepeunig
beim Österreichischen Bundespräsidenten
den Antrag, ihn im Wege des Gnadenerlasses von den Sühnemaßnahmen zu entbinden und ihn vom Stempel der Belastung zu
befreien. Als Belasteter hätte er vom Land
Tirol nicht beschäftigt werden dürfen. Die
Gnade wurde ihm im Februar 1952 gewährt.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er schon eineinhalb Jahre lang für das Land Tirol.
Hermann Pepeunig passte sich an. Während des Krieges war er aus der katholischen Kirche ausgetreten und hatte sich,
wie so viele andere NationalsozialistInnen,
als gottgläubig bezeichnet. Nach dem Krieg
machte er diesen Schritt rückgängig, ließ
seine im Krieg geborenen Kinder taufen und
heiratete 1953 ein zweites Mal, diesmal
kirchlich.
Im September 1953 wurde im Zimmer des
damaligen LR Dr. Gamper das "Aufbauwerk
der Jugend" gegründet. Hermann Pepeunig
übernahm die Position des Geschäftsführers. Gründer des "Aufbauwerks" war er
nicht. In das "Aufbauwerk" lagerte das Landesjugendreferat Tirol Aufgaben aus. Wie
die Bergbauernhilfe durch den freiwilligen
Arbeitseinsatz der Jugend, die Betreuung
ungarischer Flüchtlinge ab 1956 oder die
GR-Sitzung 11.7.2013

Berufsvorbereitung körperlich und geistig
dem normalen Arbeitsmarkt nicht gewachsener Jugendlicher.
Über das Landesjugendreferat Tirol geriet
Hermann Pepeunig in Kontakt mit der
UNESCO, die als Plattform für die weltweit
von verschiedenen Organisationen angebotenen Jugendeinsätze fungierte. Das "Aufbauwerk" eignete sich deren Grundsatz an,
Jugendliche verschiedener Länder miteinander in Kontakt zu bringen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.
Vor der Tiroler Landesregierung musste
Hermann Pepeunig seine NSVergangenheit nicht verbergen. Als diese
1960/61 seine bis dato Sonderverträge in
ein normales Dienstverhältnis umwandelte,
versuchte er, seine Vordienstzeiten während der NS-Zeit anrechnen zu lassen. Er
behauptete, im Reichsarbeitsdienst (RAD)
genau das gelernt zu haben, was er jetzt für
seinen Arbeitseinsatz bei den Jugendlichen
brauchen könne. Von der Politik wurde er
darin unterstützt. Die Tiroler Landesregierung genehmigte die Anrechnung der Vordienstzeiten.
Zehn Jahre später versuchte Hermann
Pepeunig noch einmal, Vordienstzeiten anrechnen zu lassen, diesmal diese der Hitlerjugend (HJ). Er meinte, die Hitlerjugend
(HJ) sei eine Staatsjugend gewesen, er
somit Staatsangestellter. Was er erreichte,
war die Anrechnung seiner Internierungshaft. Die Mitgliedschaft bei der Hitlerjugend
(HJ) wurde allerdings nicht einbezogen.
Diese Debatte beweist, dass alle wussten,
welche Vergangenheit Hermann Pepeunig
hatte und er sie nicht verschweigen musste.
Er hat sehr wohl politische Unterstützung
erhalten.
Während der Zeit seiner Beschäftigung im
"Aufbauwerk der Jugend" stellte sich offenbar niemand die Frage, ob jemand, der
ehemals hohe Nationalsozialistische Funktionen innegehabt hatte, ausgerechnet im
sensiblen Bereich der Jugendarbeit tätig
werden sollte. Hermann Pepeunigs Sozialisation durch den "Deutschen Turnerbund"
und die Reichsarbeitsdienst (RAD)Führerschule, seine Tätigkeit als Hitlerjugend (HJ)-Bannführer, die Erfahrungen als
politischer Häftling im kasernierten Arbeitseinsatz sowie seine fehlende demokratisch