Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 02-Protokoll_19.02.2015_gsw.pdf
- S.31
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mich bei allen bedanken, die sich eingebracht haben.
GR Mag. Abwerzger: Ich weiß nicht, wie oft
über diese Sache schon diskutiert worden
ist - vielleicht ja auch schon unter unseren
VorgängerInnen hier im Gemeinderat.
Ich möchte nur ein paar Minuten über meine
Gedankengänge zu diesem Thema referieren. Der Name Josef Eduard Ploner hat mir
vor Aufkommen dieser Debatte nichts gesagt. In der Zwischenzeit bin ich sogar
schon durch die gegenständliche Gasse
gegangen und habe mir vor Ort einen Eindruck verschafft. Es geht mir jetzt auch nicht
direkt um die Person Josef Eduard Ploner.
Mir wäre es aber lieber, sage ich ganz offen, bei Straßen, die nach belasteten Persönlichkeiten benannt sind, die Tafeln gänzlich zu entfernen. Diese Vorgangsweise
fände ich besser.
Man muss sich nämlich vor Augen führen,
was nun passiert. Ursprünglich wäre nur der
erste Zusatztext angebracht worden. Nun
weist man auch noch darauf hin, dass sich
die Stadt Innsbruck dazu entschlossen hat,
die Straßennamen belasteter Personen
nicht zu ändern, sondern ihre Taten und
Haltungen zu benennen. Davon halte ich
persönlich nichts. Ich finde, wir sollten das
weglassen.
Man darf nämlich Folgendes nicht vergessen: Egal, was diese Person getan oder
nicht getan hat, sie hat Familienangehörige
und NachfahrInnen. Wenn ich im Nachhinein feststellen müsste, dass mein Vater
Verbrechen zu verantworten hätte oder wie
Josef Eduard Ploner ein "ideologischer Täter" gewesen wäre, und es würde eine nach
ihm benannte Straße mit so einer Zusatztafel versehen, dann hätte ich damit absolut
keine Freude! Mir wäre es lieber, das Straßenschild käme ganz weg.
Dazu gleich meine Frage: Hat man mit der
Familie über die Vorgehensweise gesprochen? Gibt es überhaupt Angehörige? Werden sie eventuell von diesen Bezeichnungen "Nationalsozialist, Antisemit und "Rasseforscher"" in Bezug auf ihren (Ur-)Großvater überrascht werden, wenn sie das
nächste Mal durch die Plonergasse spazieren? Das ist wirklich ein heikles Thema.
Ich habe dezidiert nichts dagegen, wenn
diese Straße umbenannt wird. Im Gegenteil.
GR-Sitzung 19.02.2015
Ich glaube nämlich, dass damals - hätte
man schon die heutige Einstellung gehabt
(die alle Fraktionen mittragen) - diese Gasse nicht nach Josef Eduard Ploner benannt
worden wäre. Also hätte er sicher nichts
dagegen - übertragen gesprochen -, wenn
man ihm die Namensgebung für diese Gasse wieder aberkennt. Das wäre mein Vorschlag. Sonst begeben wir uns in ein Fahrwasser, wo man vielleicht etwas erreicht,
was man gar nicht will.
GRin Reisecker: Die Diskussion zu diesem
Akt war tatsächlich lang. Wir haben mehrfach im Kulturausschuss darüber gesprochen. Dazu sind prinzipiell auch immer alle
Fraktionen herzlich eingeladen. Wir haben
über die Textvorschläge nachgedacht und
klar festgehalten, dass es uns nicht nur darum geht, aufzuzeigen, wer Josef Eduard
Ploner war, sondern auch die Verantwortung seitens der Stadt Innsbruck festzuhalten.
(GR Federspiel: Was ist mit dem ehemaligen Bgm.-Stellv. von Innsbruck, Ferdinand
Obenfeldner?)
Bgm.-Stellv. Kaufmann: Am Wort ist
GRin Reisecker!
GRin Reisecker: Danke. Es hat einmal einen Grund gegeben, die Gasse nach Josef
Eduard Ploner zu benennen. Das ist so.
Wusste man damals über seinen ideologischen Hintergrund Bescheid? Wusste man
es nicht? War die politische Gesinnung damals eine andere? Darüber können wir jetzt
kein Werturteil abgeben. Aber wir können
aufzeigen, dass die Persönlichkeit von Josef Eduard Ploner und die Ideologie, die er
vertrat, sehr zweifelhaft sind.
(GR Federspiel: Was ist mit dem ehemaligen Bgm.-Stellv. von Innsbruck, Ferdinand
Obenfeldner? Ich sage nur NSDAP! Was tut
ihr da?)
Bgm.-Stellv. Kaufmann: Bitte keine Zwiegespräche!
GRin Reisecker: Noch vor meiner Zeit im
Gemeinderat (darüber bin ich ausführlich
informiert) hat es eine sehr umfangreiche
Diskussion darüber gegeben, ob man in
solchen Fällen etwas umbenennen oder auf
die dahinter stehende Geschichte aufmerksam machen sollte. Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass im Fall von Umbenennungen sich der ursprüngliche Name noch