Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 02-Protokoll_19.02.2015_gsw.pdf
- S.44
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zeitnah im Kulturausschuss behandelt werden!
GRin Mag.a Schwarzl: Wir haben im Kulturausschuss dagegen gestimmt, dass der
Name Luis Amplatz auf diese Sammelliste
kommt. Auch heute werden wir dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen.
Wenn man der Sammelliste einen Namen
hinzufügt, so heißt das noch lange nicht,
dass die Entscheidung über die tatsächliche
Verwendung schnell herbeigeführt wird.
Schließlich gibt es ja auch einen Gemeinderatsbeschluss, dass bei Straßenbenennungen vorrangig Frauennamen berücksichtigt
werden sollen. Daher hege ich die Hoffnung, dass der Name Luis Amplatz einfach
auf der Liste verbleibt.
GRin Reisecker: Ich kann mich dieser Hoffnung anschließen. Die Sozialdemokratische
Partei Österreichs (SPÖ) hat über die Medien und im Kulturausschuss klar gemacht,
dass wir sehr skeptisch sind, diesen Namen
auch nur auf die Sammelliste zu setzen.
Unsere Position ist einfach eine andere. Wir
werden dementsprechend gegen den Beschlussvorschlag stimmen.
Ich möchte auch erwähnen, dass es durchaus große Namen auf dieser Liste gibt, die
dort schon seit den 1990er-Jahren vermerkt
sind - z. B. die Antifaschistin Rosa Jochmann, die es weit eher verdient hätte, berücksichtigt zu werden. Es wäre ein wichtiges Signal, solche Menschen zu würdigen!
Denn den Hintergrund, der mit dem Namen
Luis Amplatz verbunden ist, können wir als
SPÖ einfach nicht unterstützen.
GR Kritzinger: Ich habe Luis Amplatz persönlich gekannt, daher möchte ich Euch etwas über ihn erzählen.
Luis Amplatz war ein Kleinbauer in Bozen,
draußen im Ortsteil Gries. Damals hat man
einen Teil seines Grundes enteignet und
darauf Wohnungen errichtet. Es war üblich,
nicht viel Federlesens darum zu machen.
Das war gewissermaßen der Auftakt für
sein Engagement. Luis Amplatz war sehr
gesellig, er war Mitglied der Feuerwehr und
leistete noch andere Freiwilligenarbeit. Zudem hatte er eine nette Familie.
Ich war damals ein junger Gemeinderat im
Sarntal. Eine große Firma, Ente nazionale
per l"energia elettrica (ENEL S.p.A.), hat bei
uns im Tal zwei große Werke gebaut.
GR-Sitzung 19.02.2015
Erdaushub und Abfälle aus der Bautätigkeit
wurden einfach ins Bachbett geschüttet.
Das hat damals schon ein bisschen Ärger
verursacht! Zudem fand kein einziger Einheimischer aus dem Gebiet, aus dem das
Wasser für das Werk bezogen wurde, Berücksichtigung bei der Arbeitsplatzvergabe.
Vielmehr wurden drei große Häuser gebaut
(sie wurden übrigens vor drei Jahren abgerissen), um Familien, die man aus der Gegend von Rovigo geholt hatte, unterzubringen. Statt dass man Leute aus dem Sarntal
eingestellt hätte, hat man die Posten an
Menschen aus anderen italienischen Regionen vergeben!
Ich habe damals mit unserem Bürgermeister, einem sehr feinen Mann, gesprochen.
Man konnte sich diese Vorgehensweise
doch nicht gefallen lassen! Die jungen Sarner mussten in die Schweiz und nach
Deutschland gehen, um Arbeit zu suchen,
nur weil ENEL Auswärtige ins Tal brachte.
Der Bürgermeister sah sich außerstande,
etwas zu unternehmen. Daher bin ich zum
Chef von ENEL gegangen und habe ihm erklärt, dass diese Vorgangsweise eine Zumutung für die Bevölkerung darstellt. Wenn
man schon das Wasser dieser Gegend
nutzt, dann sollte man auch den Einheimischen Arbeit geben! Als Begründung gab
der Werksdirektor an, dass die Leute geschult sein müssten, was bei den Einheimischen nicht der Fall wäre. Mein Einspruch
hat leider nichts bewirkt.
Ein paar Tage später (ich habe das erst hinterher erfahren) ist in der Nähe der drei
Neubauten ein Böller explodiert. Er hat keinen Schaden verursacht, aber für die Familien, die dort eingezogen waren, war das sicher ein riesiger Schreck. Jahre später habe
ich gehört, dass Luis Amplatz dafür verantwortlich gewesen ist. Das Ereignis blieb
nicht ohne Folge. Die Elektrogesellschaft
hat nachgedacht und dann doch noch zwei
Sarner eingestellt. Ich könnte Euch sogar
deren Namen nennen. Somit gab es also im
Endeffekt einen kleinen Erfolg!
In der Zwischenzeit hat sich das alles eingependelt. Es sind ja viele Jahre vergangen. Ich glaube aber, es hat zur damaligen
Zeit wirklich Leute gebraucht, die den Mut
hatten, auch nach außen eine demonstrative Handlung zu setzen. Denn außenpolitisch ist damals noch nicht so viel passiert.
Österreich war noch von den Alliierten be-