Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2019
/ Ausgabe: 12-Protokoll-12-12-2019.pdf
- S.10
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weiß, dass die PflegemitarbeiterInnen selten 100 % beschäftigt sind, weil die Arbeit
physisch und psychisch so anstrengend
ist, sind Maßnahmen zu setzen. Teilweise
müssen Krankenstände und Urlaube kompensiert werden. Dass das auf Dauer nicht
möglich ist, ist jedem klar.
Lieber Bgm.-Stellv. Gruber, es ist nett,
wenn Du ankündigst, dass Du einen weiteren Standort für ein Pflegeheim suchst,
aber Du bist lange genug im Geschäft, um
zu wissen, dass zuerst die Probleme, die
jetzt anstehen, zu lösen sind, auch wenn
der Strukturplan lautet, dass mehr Betten
geschaffen werden müssen. Das wäre
sehr wichtig.
In den Heimen fehlen hauptsächlich PflegeassistenInnen und Heimhilfen, diejenigen die im Prinzip den Alltag am Laufen
halten.
Wenn wir uns ansehen, wie viele Mittel wir
in letzter Zeit für Großprojekte ausgegeben haben, wäre dieses Geld viel besser
im Bereich der Pflege investiert. Eine Idee
ist, Ausbildungsklassen zu gründen. Die
InnsbruckerInnen sollten dazu aufgerufen
werden, so eine Lehre zu absolvieren, die
ein Jahr dauert. Anschließend werden die
AbsolventInnen verpflichtet, dass sie in
den Pflegeheimen arbeiten müssen.
Es bringt aus unserer Sicht nichts, wenn
man ausgebildete Pflegekräfte im Kosovo
sucht. So ein Versuch wurde bereits auf
Landesebene gestartet, hat aber leider
nicht funktioniert. Warum bilden wir die
Leute, die uns fehlen, nicht selber aus?
Zudem hat Holland ein interessantes Modell vorzuweisen. Ausgewählte StudentInnen wohnen gratis in vorhandenen Zimmern von Pflegeheimen und verpflichten
sich 20 Stunden Allgemeintätigkeiten in
der Pflege zu verrichten.
Ich habe gerade heute mit einer Mitarbeiterin eines Heimes gesprochen, die in der
Nacht alleine für 38 BewohnerInnen zuständig ist. So kann es nicht sein.
GR Mag. Falch: GR Mayer, vielen Dank
für dieses Thema, das natürlich für die SeniorInnen wahnsinnig wichtig ist. Wir haben schon gehört, dass es noch nie so
viele pflegebedürftige Menschen in Österreich gab. Über 450.000 Personen beziehen Pflegegeld und die Anzahl wird in den
GR-Sitzung 12.12.2019
nächsten zwei Jahrzehnten noch dramatisch zunehmen, wenn die Baby-Boomer
in Pension gehen und der gegebene demographische Wandel weiterhin besteht.
Wie wir bereits von GR Mayer gehört haben, gibt es einen enormen Fachkräftemangel. Viele Stellen sind unbesetzt, auch
bei uns in der Landeshauptstadt. In den
Heimen der ISD fehlt Pflegepersonal und
tirolweit liegt mir nach den letzten Meldungen, die ich bekommen habe, eine Zahl
von 140 Personen vor, die in der Pflege
fehlen.
In Österreich werden bis zum Jahr 2030
voraussichtlich 24.000 zusätzliche Pflegeund Betreuungskräfte notwendig sein. Das
ist eine ungeheure Zahl. Die Gründe für
diese Situation kennen wir alle. Schlechte
Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung sowie das Image dieses Berufes sind
hier zu nennen. Die Wertschätzung ist gering, zudem sind die MitarbeiterInnen sehr
großem Stress ausgesetzt.
Eine Ausbildungsoffensive muss unbedingt kommen. Leider ist die Nachfrage
nach Ausbildungsplätzen in ganz Tirol
rückläufig, obwohl wohnortnahe Ausbildungsmöglichkeiten landauf und -ab angeboten werden. Vielleicht könnten bei den
Aufnahmeprüfungen im Ausbildungszentrum West (AZW) die Hürden etwas gelockert werden, um dafür die soziale Empathie zusätzlich zu berücksichtigen. QuereinsteigerInnen aus anderen Berufen sollten entsprechend gefördert werden, zudem sind auch Anreize für BerufsrückkehrerInnen zu schaffen.
Eine Pflegelehre nach dem Schweizer Modell könnte auch angedacht werden. Besonders wichtig ist, dass die bürokratischen Hürden für ausländische Pflegekräfte abgebaut werden.
Vergessen darf man bei der ganzen Diskussion nicht, dass die Familie als dezentrale Instanz für die Fürsorge vorhanden
sein muss. Familien stellen nämlich die
meisten Pflegekräfte. Ohne diese würde
die Pflege vor dem Kollaps stehen.
StRin Dengg: Ich gehe in diesem Haus
davon aus, dass wir uns darüber einig
sind, dass alle Kräfte in der Pflege, Pflegeassistenten, Heimhelfer und Pfleger tag-