Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2013
/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf
- S.22
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Da muss ich sagen, das geht mir zu weit.
So wie Mag. Mair geschrieben hat - ich
kenne den Fall jetzt nicht im Detail - hat
dieser Emil Berlanda im Jahre 1938, wohlgemerkt weit vor dem Holocaust und noch
vor Kriegsbeginn, einen Marsch für den
Führer komponiert und ihn nach Berlin geschickt.
Wenn das schon Grund genug sein soll,
diesen Mann posthum zur Rechenschaft zu
ziehen, dann ist das eine Entwicklung, die
ich persönlich für schlecht halte und die ich
persönlich auch nicht haben will. Wir sind
für eine Geschichtsaufarbeitung. Diese Opfertheorie, wie GRin Mag.a Schwarzl sagte,
wird in Summe nicht halten. Das ist so und
das soll auch so sein! Aber in unserem
Kreis gibt es keine Generalverurteilung. Ich
gehe auch davon aus, im größten Teil der
Bevölkerung wird das nicht getan.
Eine Generalverurteilung all jener, die nach
dem Jahr 1945 auch entsprechende Leistungen erbracht haben, das wird es mit uns
nicht geben.
GRin Mag.a Schwarzl: Ich bitte, die Pogromnacht nicht als Reichskristallnacht zu
bezeichnen. Das ist ein nationalsozialistischer Begriff zur Verharmlosung.
GR Haager, ich gebe Ihnen Recht, die Entnazifizierung ist ein dunkler Fleck in unserer
Geschichte, der bearbeitet gehört.
Die österreichische Gesellschaft ist im
Jahr 1938 nicht von einem demokratischen
System in ein nationalsozialistisches geändert worden, sondern aus einem austrofaschistischen System, bei dem die Opposition bereits ausgeschaltet war und teilweise
im Gefängnis saß.
StR Gruber, vielleicht war es doch zu intellektuell. Ich habe nicht über Andreas Hofer
gesprochen, sondern über den Hofer-Mythos. Hofer ist aus seiner Zeit zu erklären
und zu verstehen. Der Mythos aber, der
sich über 100 Jahre entwickelte, ist etwas
ganz anderes. Darüber habe ich gesprochen. Wenn das ein ideologischer Abgrund
ist, dann steige ich gerne hinab in diesen
Abgrund.
GR Federspiel: StR Mag. Fritz, nachdem
Du damals Andreas Hofer als Taliban bezeichnet hast, hoffe ich, dass die Innsbrucker Grünen (GRÜNE) nie bei AndreasGR-Sitzung 21.11.2013
Hofer-Feiern am Bergisel dabei sind. Das
wäre eine Beleidigung für den Bergisel.
Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Zu den Andreas-Hofer-Feierlichkeiten sei mir eine
Bemerkung erlaubt! Dort ist im Februar
überhaupt niemand zu sehen. Mit Ausnahme des Landtagspräsidenten, des Landeshauptmanns und mir. Wir waren oben. Gelegentlich ist auch ein Landesrat anwesend.
… und GR Haager nicht zu vergessen!
Niemand muss Angst haben, dass dort zu
viele dabei sind. Erst dann im fein Warmen
kommen mehrere dazu.
GR Miloradovic: Ich habe vielleicht die
falsche Frisur für dieses Thema, das sehe
ich schon ein.
Zum ersten Arier-Paragraphen möchte ich
feststellen: Die ersten Burschenschaften
sind im Jahre 1877 eingeführt worden, nicht
im deutschen Burschenschafter-Bund. Das
war in der Weimarer Republik und da war
Karl Marx schon tot. Genauso war Adler ein
jüdischer Mitbürger! Wenn man den Umgang der damals deutsch-nationalen Burschenschafter literarisch erfahren will, kann
man Heinrich Heine lesen. Das wäre eine
ganz gute Idee.
Was ich noch erwähnen will, ist Folgendes:
Nach dem Jahr 1945 haben die GründungsParteien der zweiten Republik, trotz aller
unterschiedlicher Auffassungen und Meinungen, zu einem Konsens gefunden, nämlich zum antifaschistischen Konsens. Die
heutige österreichische Verfassungslehre ist
von einer reinen Ordnungspolitik, einer reinen politischen Spielordnung der Verfassung zu einer werteorientierten Verfassung
mutiert und hat sich daran orientiert.
Dieses Konzept heißt wehrhafte Demokratie. Es ist die Verteidigung der freiheitlichdemokratischen Ordnung. Es heißt nicht nur
dampfen, nicht nur plaudern, sondern auch
etwas zu tun. Da war diese Regierung sehr
aktiv, bei diesem Burschenschafter-Kongress.
GRin Dr.in Moser: Ich glaube über Erinnerungskultur, da müssen wir wirklich nicht
viel reden. Sie ist sehr wichtig. Was mich
bei aller Diskussion sehr gestört hat,
GR Kritzinger, ist Deine Aussage, dass man
WissenschaftlerInnen bezahlt und die dann
schreiben, was man ihnen sagt.