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Jahr: 2020

/ Ausgabe: 2020-11-19-GR-Protokoll.pdf

- S.30

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- 718 -

nachdenken, wie die Stadt in der Zukunft
aussehen wird. Herr Bürgermeister, Du hast
mir schon vieles vorweggenommen. Es
kann nicht sein, dass deutsche
StudentInnen zu uns kommen und dann ihr
Auto für eine ganze Woche abstellen. Das
ist völlig hirnrissig.
Ich möchte Euch etwas zeigen. Das ist eine
Weltkarte, in der die Eisenbahnnetze im
Verhältnis zur Fläche zu sehen sind. Was
glaubt Ihr, welches Land die Nummer eins
ist? Man würde meinen die USA, weil sie
die längsten Netze hat, was auch stimmt. Im
Verhältnis zur Fläche ist Europa aber
absolut die Nummer eins. Der Staat, der die
Nummer eins belegt, ist die Bundesrepublik
Deutschland. Deutschland hat im Verhältnis
zur Fläche die meisten Eisenbahnnetze.
Warum? Weil diese bei uns von der
öffentlichen Hand finanziert werden.
Es ist kein Zufall, dass in den USA der
Eisenbahnverkehr zurückgegangen ist, da
sehr viele Bahnen verwahrlost sind und
nicht mehr bewirtschaftet werden. Sie
werden von Privatunternehmen betrieben
und zahlen sich nicht aus.
Eine Eisenbahn und die dementsprechende
Infrastruktur für die Bevölkerung zu bauen,
kostet extrem viel Geld. Es müssen
Grundstücke und Bahnhöfe angekauft
werden und man muss sehr viel investieren.
Die Wartung ist sehr kostspielig und man
braucht viel Personal. Das leistet fast nur
die öffentliche Hand.
Durch COVID-19 finden wir gerade eine
Situation vor, in der die ganzen Züge leer
sind und die Infrastruktur, die sowieso auch
im Vollbetrieb subventioniert werden muss,
wenig genutzt wird. Ich weiß nicht, wie viele
von Euch in den letzten Monaten in die
Bundeshauptstadt Wien unterwegs waren?
Die Züge sind fast leer. Die Verluste, die
auch irgendwann an die öffentliche Hand
herangetragen werden, sind viel höher.
Wir sind KommunalpolitikerInnen und von
der Bevölkerung der Stadt Innsbruck
gewählt, arbeiten aber Hand in Hand mit
dem Land Tirol und dem Bund und nicht
gegeneinander. Für mich ist es auch eine
Aufgabe, den Personen vor Ort auf der
niedrigsten Ebene verständlich zu machen,
dass wir die Infrastruktur nicht verwahrlosen
lassen und nützen. Diese ist übrigens
weltweit einmalig und viele Länder beneiden
GR-Sitzung 19.11.2020

uns darum. Sie stärkt den wirtschaftlichen
Boom und ist absolut notwendig.
Es ist komplett hirnrissig, dass jemand
wegen der Arbeit oder dem Studium für eine
Woche mit dem Auto nach Innsbruck fährt
und es dann irgendwo in der Stadt abstellt.
Das darf nicht gefördert werden. Es ist
unsere Aufgabe, Druck auszuüben, damit
das nicht passiert und die Personen das
verstehen. Das Gleiche gilt für das
Camping. Das ist oft nur ein Umschalten im
Kopf. Man muss nicht mit einem
Campingwagen an den Gardasee fahren.
Wer schon einmal dort war, weiß, dass es
dort Campingplätze mit Holzhütten gibt,
wenn man nicht unbedingt zelten will.
Trotzdem befindet man sich noch am
Campingplatz mit allen anderen und kann
auch ruhig mit dem Zug hinfahren.
Ich besuche gerade eine Vorlesung zum
Thema Globalgeschichte. Die Geschichte
des individualisierten, motorisierten
Verkehrs ist eine sehr kurze. Von vielen
HistorikerInnen wird sie heute schon nur als
ein kleiner Punkt in der Geschichte und der
Mobilität der Menschheit gesehen. Es gab
im 20. Jahrhundert einen kleinen Boom, die
Ära des Autos geht aber zu Ende.
Bgm.-Stellv. Ing. Mag. Anzengruber, BSc:
GRin Duftner, vielleicht könnten wir wieder
zur Parkraumbewirtschaftung zurückkommen. (Beifall von allen Seiten)
GRin Duftner: Ja! Es geht darum, was ökologisch ist und die meiste Lebensqualität
bietet. Das Auto ist es leider nicht.
GRin Dr.in Krammer-Stark: Ich möchte dieser Debatte einen kleinen Ausflug in die
Vergangenheit nach Hötting hinzufügen. Ich
kann mich sehr gut an das Jahr 2015 erinnern. Es sitzen hier noch einige aus dieser
Zeit, die das auch mitbekommen haben. Ich
wohnte über 20 Jahre in Hötting. Als die
Parkraumbewirtschaftung dort ein Thema
wurde, hat sich sofort eine BürgerInneninitiative gegründet, die massiv dagegen aufgetreten ist.
Als dann die Realität mit der Parkraumbewirtschaftung, allerdings noch ohne
Parkstraßen, aber sehr wohl bezahltes Parken, einzog, sind diese Proteste sehr
schnell verstummt und bis heute nicht wieder aufgetaucht. Ich wohne nun in der Höttinger Au und kann nur im Zusammenhang