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Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023-07-13-GR-Protokoll.pdf

- S.35

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Bereich des Alkoholkonsums von Jugendlichen. Gibt es dazu Zahlen?
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Ich muss sagen, wir haben dazu sehr wenige Zahlen.
Aus dem Blickwinkel der Suchhilfe sind wir
eine Einrichtung, die eigentlich die Jugendlichen nicht erreicht und auch nicht anspricht.
Das geschieht eher über die Jugendhilfe.
Auch das Land Tirol versucht, das zu unterscheiden. Es wird daher viel über die Jugendhilfe gemacht.
Ich habe gerade heute gehört, es gibt Jugendliche, die exzessiv illegale Drogen konsumieren. Deren Eltern sind vollkommen
ratlos, weil ihre Kinder regelmäßig auf der
Entgiftungsstation der Pädiatrie, auf der Intensivstation landen. Da sehe ich jetzt ein
Stück weit, ein Problem, das mehr ins Auge
sticht. Das betrifft illegale Drogen, Opiate,
ganz üble Mischungen von Ecstasy usw.
Wenn man bestimmten Jugendlichen sagt,
dass sie daran sterben werden, ist das für
sie cool!
Es ist schwierig für mich, hier zu jedem
Thema eine Lösung zu bieten. Es gibt Themen im Suchtbereich, für die wir keine Lösung haben. Eine Abhängigkeitserkrankung
ist eine schwere Erkrankung. Sie kann so
schwer sein wie eine Krebserkrankung. Dort
kann es zu malignen Verläufen kommen,
genauso ist es bei Suchterkrankungen.
Dazu, wo sich Jugendliche getroffen und
getrunken haben, kann ich Ihnen keine gute
Auskunft geben.
GRin Bex, BSc: Vielen Dank auch von meiner Seite für diesen Vortrag. Bei der Präsentation war für mich auch der Unterschied
bei den Bundesländern sehr eindrücklich.
Tirol hätte ich als Tourismusland da sehr
weit vorne gesehen. Es gibt doch sehr viele
MitarbeiterInnen in der Gastronomie. Man
hat aber gesehen, Tirol ist im mittleren Bereich. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Es geht im
Tourismus nicht nur um die gestressten MitarbeiterInnen, sondern auch um Gäste, die
herkommen, um im Urlaub vielleicht Auszeit
von der Alkoholregulation wie in Schweden
zu nehmen. Die Gesundheit Österreich
GmbH (GÖG) erstellt die Berechnungen.
Sie möchte den Tourismus nicht herausrechnen, denn sie geht davon aus, dass TirolerInnen im Urlaub auch trinken. Ich
GR-Sitzung 13.07.2023

glaube, es hängt mehr davon ab, ob es sich
um ein Weinbaugebiet handelt. Wobei der
Konsum in Niederösterreich auch nicht so
hoch ist, eher im Burgenland. Es hängt einfach von der Kultur ab, wie mit Alkohol umgegangen wird.
Ein Kollege von mir war in der Steiermark
und hat erzählt, dass das "Rausch herzeigen" - ich kenne den Begriff bei uns gar
nicht - etwas Besonderes ist. Da trinkt man
einmal anständig und zeigt allen, welchen
Rausch man hat.
Wenn ich einen Rausch hätte, ich würde
mich verstecken und ihn nicht herzeigen.
Vielleicht haben wir da schon mehr Kultur.
StRin Mag.a Schwarzl: Danke Herr Professor. Schön, dass Sie heute hier bei uns
sind. Ich will jetzt kein neues Fass aufmachen, aber ich empfinde die österreichische
Gesellschaft so, dass es eine starke Banalisierung der Alkoholkrankheit gibt und
gleichzeitig eine Tendenz zur Kriminalisierung anderer Suchterkrankungen.
Können Sie dazu auch ein paar Sätze sagen, denn im Endeffekt ist es egal, welche
Sucht man hat. Jede Sucht ist eine Krankheit, die man wohl nicht nur mit Kriminalitätsbekämpfung heilen kann.
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Auf der Folie
zur Entwicklung der Sucht habe ich rechts
unten "Gesellschaft" geschrieben. Damit
habe ich das gemeint. Suchtkranke wählen
nicht nach Kriterien der Position des Suchtmittels in der Gesellschaft aus und welche
Rolle es spielt oder was gesellschaftlich dominiert beziehungsweise definiert ist.
Jede/r hat Glück, die/der mit legalen Substanzen zur Modifikation ihres/seines psychischen Zustandes findet. Vielleicht nehmen einige etwas anderes. Das Kriminalisieren wird bei einem Jugendlichen nichts
helfen, denn er/sie wird es trotzdem versuchen.
Bei der Legalisierung von Cannabis finde
ich den Begriff falsch gewählt. Es befinden
sich alle Substanzen in einem Regelwerk.
Der Alkohol ist ja auch nicht legal, er ist nur
nicht kriminalisiert. Es sagen sogar viele
GegnerInnen der Legalisierung, dass man
Cannabis aus dem Strafgesetz herausnehmen sollte.