Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2012
/ Ausgabe: 2012_13-Dezember.pdf
- S.10
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- 760 -
ge Schulform zu schaffen. Der katholische
Familienverband Österreich, die Industriellenvereinigung (IV) und die Wirtschaftskammer Österreich (WKO), sie alle haben in
ihre Programme die gemeinsame Schule
geschrieben.
Schularbeiten, sozusagen die Leistungsnachweise, dazu. Da müssen die Kinder
dann beweisen, dass sie tatsächlich "Einser-Kinder" sind. Das ist auch für die Anmeldung in die "Wunschschule" notwendig
ist.
Der Appell an dieser Stelle: Bildung ist zu
wichtig, als dass sie weiterhin der Spielball
von unzeitgemäßen, einzementierten und
jahrhundertealten politischen Positionen
sein kann! Im Prinzip müssen wir heute diesen Schritt endlich gemeinsam machen und
in den nächsten paar Monaten darauf achten, dass wir in der Stadt Innsbruck ein Modell schaffen, das wirklich eine gemeinsame
Schule ist.
So wie alle Eltern, wollte ich als Mama natürlich diesen Leistungsdruck von meiner
Tochter möglichst fernhalten, damit sie unbeschwert ihre Einser-Arbeiten schreiben
konnte. Aber natürlich spüren die Kinder die
Erwartungshaltungen der Eltern, der LehrerInnen, den Notendruck und den Leistungsstress. Meine Tochter hat letztlich mit lauter
Einsern den Umstieg geschafft. Sie kam in
ihre Wunschschule und hat den für sie geeigneten Schwerpunkt gefunden. Sie hatte
zwar für dieses Gymnasium die intellektuelle Fähigkeit, aber die soziale beziehungsweise charakterliche Reife, diesen Umstieg
und die ganzen Veränderungen zu schaffen, fehlte ihr.
GRin Dr.in Krammer-Stark: Das Thema
"Gemeinsame Schule, inklusive Bildung"
wurde in den letzten Jahren von allen möglichen Seiten beleuchtet und war in den
Medien und in der politischen Debatte. Aus
diesem Grund möchte ich Euch heute etwas
Autobiografisches zur scheinbar exklusiven
Bildung, die wir haben und die die Österreichische Volkspartei (ÖVP) immer so vehement verteidigt, erzählen. Ich möchte von
meiner großen Tochter erzählen, die heute
dreizehn Jahre alt ist und das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Sillgasse (BG/BRG) besucht und wie es ihr mit
dem Schulwechsel und mit der Schulwahl
ergangen ist.
Es ist keine Frage, so wie alle Eltern, will
auch ich die beste Bildung für meine Kinder.
Meine große Tochter war schon in den ersten drei Klassen der Volksschule eine sehr
gute Schülerin. Dies nicht nur weil sie so
fleißig war, sondern weil sie zuhause auch
den aufmerksamen Rückhalt und die entsprechende Unterstützung bei ihren schulischen Leistungen gehabt hat. Übereinstimmend mit ihrer Lehrerin, war deshalb immer
schon klar, dass nach der Volksschule das
Gymnasium für sie die beste und geeignetste Schulform ist.
Vielleicht wisst Ihr es oder es ist Euch aus
Eurer eigenen Vergangenheit bekannt, dass
man für die Anmeldung in ein Gymnasium
das Jahreszeugnis der dritten Klasse Volksschule (VS) braucht. Dieses muss schon ein
sehr gutes Zeugnis sein, um sich überhaupt
anmelden zu können. Da meine große
Tochter nur Einser hatte, klappte alles bis
dahin. Mit der vierten Klasse kommen die
GR-Sitzung 13.12.2012
Das haben wir acht Wochen nach ihrem
Umstieg gemerkt, als ihr plötzlich jeden Tag
in der Früh schlecht war. Sie wollte nicht in
die Schule gehen, denn ihr war schlecht.
Sie hat angefangen sich immer vor dem
Frühstück zu übergeben, sechs Wochen
lang. Sie können sich vorstellen, wie es uns
ergangen ist. Was haben wir falsch gemacht? Um Gottes willen! Weder die Hausärztin, noch eine befreundete Psychotherapeutin, noch die Lehrerin konnten ihr helfen.
Wir alle waren machtlos. Kein Mittel hat ihr
geholfen, egal was wir probiert haben.
Eines Tages landeten wir dann akut auf der
Kinderchirurgie. Auf der Ambulanz empfing
uns ein großes Plakat, auf dem stand, dass
täglich drei bis vier Kinder mit einem solchen Symptom, nämlich einer massiven
Verstopfung, auf die Ambulanz kommen.
Was so banal klingt, ist in Wirklichkeit erschütternd. Die Kinder spüren bereits von
der Volksschule an, den Stress und den
Leistungsdruck und nicht erst dann, wenn
sie vielleicht SpitzenmanagerInnen in der
Wirtschaft sind.
Tatsächlich war mit uns in der Kinderchirurgie ein Mädchen, welches in die dritte Klasse Volksschule (VS) im Stubaital ging. Sie
hatte die gleichen Symptome wie unsere
Tochter. Es hat nochmals mehrere Wochen
gedauert bis meine Tochter die Anspannungen und den Stress des Umstieges