Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_05-Mai.pdf
- S.57
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 387 -
Diese Temperaturverhältnisse sind bei uns
in etwa überall ziemlich gleich. Wenn sie
passen, wird drei Tage lang beschneit, bis
20 cm Schnee und noch mehr vorhanden
sind. Dazu muss extrem teurer
Spitzenstrom zugekauft werden. Der
Strom kommt nicht aus unseren
Kraftwerken, sondern ist zugekaufter
Spitzenstrom.
(Bgm. Zach: Atomstrom.)
Das ist ein Mix aus Kohle, Atom usw.
Mit den Kraftwerken die wir haben, werden
wir den Spitzenbedarf zu der Zeit, wo wir
ihn brauchen, nicht abdecken können. Es
gibt mittlerweile auch Stadtwerke, die
hinter vorgehaltener Hand sagen, dass die
Beschneiung die Tarifgestaltung
untereinanderbringt. Der Tarif wurde
kalkuliert, aber es wird derart viel
zugekaufter Spitzenstrom benötigt und im
Endeffekt müssen alle Haushalte die
extrem teure Energieversorgung der
Beschneiung bezahlen.
Das hat natürlich auch ökologische
Folgen, da das ja nicht an der Stadtgrenze
Halt macht. Es gibt bei der Beschneiung
noch ganz andere ökologische Faktoren.
Man ist früher davon ausgegangen, dass
eine Beschneiung den Boden vor den
Kanten schützt. Mittlerweile weiß man,
dass das nicht so ist.
(Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Natürlich
ist es so.)
Nein, so ist es nicht. Man weiß nämlich …
(Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Ich habe
mich damit mehr befasst als Sie.)
…, dass die Beschneiung die
Pflanzenzusammensetzung auf den
Bergen verändert. Es gibt Pflanzen, die
eine möglichst durchgehende
Schneedecke brauchen, aber es gibt auch
viele, die das nicht brauchen. Wenn man
jenen Pflanzen, die diesen Schutz nicht
brauchen, Schutz gibt, dann werden sie
von anderen verdrängt. Das Wasser der
Beschneiung hat einen ganz anderen
Mineralstoffgehalt als das Wasser, das
von oben kommt. Gerade auf sensiblen
wenig gedüngten Böden - diese gibt es auf
dem Berg - verändert das die Flora ganz
massiv.
GR-Sitzung 24.5.2007
Weil es auf der Bergeralm in Steinach am
Brenner den Nachtskilauf gibt, brauchen
wir diesen in Innsbruck auch. Eine
Flutlichtanlage von der Talstation bis zur
Bergstation ist eine massive Beeinträchtigung der Fauna. Das ist eine Verdrängung
von Tieren, die durch den Lärm der
Schneekanonen und durch das Licht
massiv gestört werden. Jetzt wird man
sagen, dass das alles Nebensächlichkeiten sind.
Ich glaube, dass diese Nebensächlichkeiten in Zukunft eventuell zur Hauptsächlichkeit werden. Genau die noch relativ intakte
Situation rund um uns ist ein touristisches
Markenzeichen. Wir sprechen gerne von
Nachhaltigkeit und bei der FußballEuropameisterschaft 2008 ist auch jedes
zweite Wort nachhaltig. Nachhaltig ist ja
nicht nur, dass man anstatt Plastikbecher
zum Bier trinken usw. Kartonbecher
verwendet, sondern Nachhaltigkeit heißt,
dass die Zukunft so zu gestalten ist, damit
künftige Generationen auch noch
Gestaltungsspielräume haben.
Es heißt Ökologie, Wirtschaft und Soziales
ins Gleichgewicht zu bringen. Ich habe
Angst, dass dieses Gleichgewicht immer
mehr aus den Fugen gerät. Wir fühlen uns
dazu berufen - auch wenn wir wissen,
dass es diese Mehrheit dafür nicht gibt -,
dass wir die Stimme dieses
Gleichgewichtes sein dürfen.
Man sollte sich einmal fragen, was
nachhaltige Stadtentwicklung wirklich ist.
Auf dem aufbauend soll ein
Tourismuskonzept unter dem Stichwort
der Nachhaltigkeit erstellt werden. Man
sollte sich auch wirklich alle Gebiete
rundherum anschauend überlegen, wo
man welchen Schwerpunkt setzt und wie
das im Einklang im Sinne der
Nachhaltigkeit ist.
Dadurch soll man Handlungsspielräume
bekommen und auch unabhängiger von
den Zurufen der Investoren werden.
Solange man sich in dieser Spirale
bewegt, bleibt man immer von Investoren
und deren Zurufen abhängig. Man macht
sich dadurch auch erpressbar. Mein
Wunsch und meine Vision von Stadtpolitik
wäre, aus dieser Spirale auszubrechen.
Ich habe versucht, das jetzt ein wenig
aufzuzeigen; auch wenn es manche