Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 05_2023-05-25-GR-Protokoll_geschwaerzt.pdf
- S.20
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Andernfalls wäre es das klassische Rollenbild, in welchem die Mutter bzw. Frau zuhause bleibt und nur der Mann verdient.
Dadurch hat er überhaupt keine Möglichkeit,
sich auch beruflich neu zu orientieren. Aus
diesem Grund war es uns ein Anliegen,
dass es Ganztagsangebote geben soll,
denn eine gute Kinderbetreuung und familiäre Unterstützung dienen nicht nur den
Frauen und ihrer Selbstständigkeit sowie
beruflichen Orientierung, sondern auch jener der Männer. Dabei darf nicht auf die
psychischen und physischen Belastungen
vergessen werden, die damit einhergehen,
wenn man als Alleinverdiener für eine Familie zuständig ist.
In diesem Sinne ist es besonders wichtig,
dass wir nicht nur auf ein bereits, gutes Angebot zurückgreifen können, sondern darum
bemüht sind, dieses auch weiterhin auszubauen. Ich denke, wenn man wochentags
sowohl im Beruf als auch in der Familie eine
gute Zeit hat, dann ist es trotzdem auch am
Wochenende wunderbar, wenn man sich
auf den städtischen Almen erholen kann.
GR Lechleitner, BA: Zum Thema "familienfreundlicher Arbeitsplatz" schließe ich mich
Dir, Herr Bürgermeister, zu 100 % an. Wir
kennen uns lange genug. Deshalb weißt Du
auch, dass wir von mir aus gerne hinten im
Saal eine Kinderstube einrichten können.
Das würde ich sogar richtig toll finden, denn
das bildet die Lebensrealität vieler Menschen ab.
Allerdings bin ich von ganz etwas Anderem
"getriggert" - nämlich aus meinem beruflichen Alltag, und zwar vom Thema "Alkohol"
an sich.
Beim Totengedenken stand hinten eine
Bierkiste und die Flaschen sind umgefallen.
Ich glaube, für alle GemeinderätInnen in
diesem Haus, die nebenbei noch einen Job
haben, ist es wohl keine Frage, dass man in
seinem anderen Job keine Sekt-, Bier- oder
Weinflasche am Arbeitsplatz hat. Falls jemand vielleicht doch diese Möglichkeit hat,
möge der-/diejenige bitte die Hand heben,
denn mich würde es schon interessieren,
bei welcher/welchem ArbeitgeberIn das
möglich ist.
Nun aber zu den Fakten: Ich habe Euch alle
dazu eingeladen, bei der Dialogwoche "Alkohol" teilzunehmen. Diese jährliche Dialogwoche hat gerade stattgefunden und wie
GR-Sitzung 25.05.2023
immer stellt das Rathaus dafür auch eine
Fläche zur Verfügung, wo die Suchthilfe zusammen mit Mitarbeitenden des psychosozialen Pflegedienstes im Erdgeschoss, vor
dem Bürgerservice, aufklärt.
Ich weiß nicht, ob das im Gemeinderat bekannt ist, jedenfalls haben 5 % aller ÖsterreicherInnen, die älter als 15 Jahre sind, ein
Alkoholproblem - bei denen wurde alkoholkrank diagnostiziert. Das sind fast
400.000 Personen.
(GR Onay: Ist das zur Sache?)
Nein, GR Onay in der Aktuellen Stunde
muss man nicht zur Sache reden, da kann
ich sagen, was ich will. Das weiß StRin
Mag.a Schwarzl aber anscheinend auch
nicht.
Bgm. Willi: Ich bitte aber trotzdem eine
Verbindung zum Thema der Aktuellen
Stunde herzustellen.
GR Lechleitner, BA: Eine Million ÖsterreicherInnen hat ein Alkoholproblem. Das ist
nicht witzig. Es handelt sich dabei um eine
ernsthafte Sucht. Und der Gemeinderat das höchste Gremium der Stadt Innsbruck sollte eine Vorbildfunktion haben.
Dabei möchte ich auch die Bierflaschen
während dem Totengedenken ansprechen.
Eine liegt sogar noch auf den Boden, die
gerade umgefallen ist.
Das ist ein ernsthaftes Suchtproblem,
GR Onay. Wir haben heute eine Schulklasse zu Besuch gehabt. Ich denke nicht,
dass sich diese zuerst vergewissert hat, ob
es sich dabei um ein alkoholfreies Getränk
gehandelt hat oder nicht. Wir haben als GemeinderätInnen eine Vorbildfunktion. Wenn
Jugendliche da sind, dann greife ich mir bei
einem solchen Verhalten doch auf den
Kopf.
Bgm. Willi: Das Thema der Aktuellen
Stunde ist vorgegeben.
GR Lechleitner, BA: Es ist die dritthäufigste vermeidbare Todesursache in Österreich. Es wäre schön, wenn sich der Gemeinderat das zu Herzen nimmt und nächstes Jahr nicht nur Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, sondern sich auch mit der
Suchthilfe zusammentut und weitere Konzepte ausarbeitet, um das Alkoholproblem,
welches in der österreichischen Gesellschaft wirklich ein ernstes ist, anzugehen.