Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_27_protokoll_ges.pdf
- S.64
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Die neue Kulturförderrichtlinie der Stadt
Innsbruck kann ein Schritt in diese Richtung
sein, aber sie entlässt uns nicht aus der
Verantwortung, Kunst und Kultur aus eben
jener Verwertungslogik zu befreien, unter
der sie leidet. Wir müssen uns fragen, wie
wir eine Kulturlandschaft schaffen können,
in der Kunst nicht als Ware betrachtet wird,
sondern als ein Werkzeug des Fortschritts
unserer Gesellschaft.
Bgm.-Stellv. Willi übergibt den Vorsitz an
Bgm.-Stellv.in Mag.a Mayr.
Bgm.-Stellv. Willi: Ich möchte erst die
Frage von Klubobfrau GRin Dengg beantworten. Was hier vorliegt, ist ein Ausfluss
der Kulturstrategie, worin verankert wurde,
dass die Richtlinie nach einer bestimmten
Zeit evaluiert werden soll. Genau das ist
jetzt erfolgt und das liegt uns vor.
Ja, die stadt_potenziale wurden für heuer
ausgesetzt. Wir sind dabei, uns anzuschauen, wie wir damit im nächsten Jahr
weitermachen. Diese Aussetzung ist übrigens in Rückkopplung mit den Tiroler Kulturinitiativen (TKI) passiert, weil wir prüfen
müssen, was wir mit dem Geld, das für
heuer budgetiert war, fördern können, welche Initiativen, Vereine und deren Anliegen
da sind. Es war auch, das gebe ich zu, der
Abwägung, wie mit knappen Mitteln umgehen, geschuldet. Dass es mein Ziel ist,
möglichst viele zu unterstützen, steht außer
Streit.
GR Sanders, es fällt mir immer ein bisschen
schwer, zwischen der Hochkultur und der
anderen Kultur zu unterscheiden. Ich finde,
alle haben ihre Berechtigung. Vonseiten der
öffentlichen Hand gehört, nach meinem Zugang, primär das unterstützt, was sich am
Markt schwerer tut. Aber auch bei der Hochkultur gibt es oft Stücke, Konzerte, Aufführungen, die durchaus keine breite Mehrheit
finden.
Wir haben das ja bei der Tiroler Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck (TLT)
gesehen, das durchaus experimentierfreudig Neues versucht hat. Das hat manche
verstört, andere sehr angezogen. Da ist
auch vieles dabei, das nicht marktfähig ist.
Für mich ist wichtig, dass wir einerseits die
Vielfalt zulassen und andererseits schauen,
GR-Sitzung 27.03.2025
dass diese Vielfalt eine möglichst hohe
Qualität hat.
Über Qualität kann man immer streiten. Worüber man auch immer streiten kann, ist die
Frage des Geschmacks: Gefällt es einem oder gefällt es einem nicht! Es gibt Stücke,
die sind qualitativ hochwertig, weil einfach
gute Leute sie produzieren. Trotzdem kann
man sagen, das gefällt mir nicht. Das muss
man aushalten und versuchen, die Vielfalt in
der Kunst und Kultur, die uns letztlich auch
weiterbringt, zuzulassen.
Kunst und Kultur sind wichtige Gradmesser
für die Frage, wohin entwickelt sich eine
Gesellschaft? Welche Gedanken werden
verstärkt? Wo wird kritisch hingeschaut? All
das muss Kunst und Kultur leisten, soll sie
leisten und soll von der öffentlichen Hand
unterstützt werden, damit sie geleistet werden kann.
Wir müssen alles tun und dazu ist im Zukunftsvertrag eine wichtige Passage enthalten, dass die, die Kunst und Kultur machen,
halbwegs von ihrer Arbeit leben können.
Daher kommt zum Beispiel die Indexierung
der Drei-Jahres-Verträge.
Wir arbeiten jetzt gerade daran, dieses
große Bekenntnis zu einer vielfältigen Kulturszene, von der Traditionskultur zu ganz
neuen Initiativen, umzusetzen, denn all das
soll in unserer Stadt Platz haben und dazu
bekenne ich mich und diese Koalition.
GRin Mag.a Oppitz-Plörer: Bei den Kulturrichtlinien, GRin Dengg hatte es schon kurz
angesprochen, sind ja auch die Kunstankäufe enthalten.
Aus der Anfragebeantwortung MagIbk/94157/GR-AF/28/2025 "Rathaus, Verbleib der früheren Bilder in den Gängen vor
dem Büro des Bürgermeisters" ergibt sich,
dass die Kunstankäufe erst ab einer gewissen Größenordnung als Kunstankäufe gelten. Ich habe in der Förderrichtlinie nicht gefunden, ab welchem Betrag oder bis zu welchem Betrag die Ressortführenden selbst
aussuchen und ankaufen können. Bezahlt
wird es dann durch die Abteilungsleitung.
Ab welchem Betrag ist es ein Kunstankauf,
der der Jury, die dort angeführt ist, unterliegt? Und ist es dann so, dass das addiert
wird, oder ist es möglich, dreimal um
€ 3.000,--, um einen Betrag zu nennen,
ohne Jury anzukaufen?